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Massiv zunehmende Alterungsprobleme im AKW Fessenheim

11.06.2001
An die Medien (deutsche Übersetzung)

Am Dienstag, den 12. Juni findet in Freiburg der französisch-deutsche Gipfel statt. Während manche Politiker und Industrielobbyisten im Vorfeld des Treffens medienwirksam beklagt haben, dass regionale Wirtschaftsthemen (Euroairport und Co.) nicht behandelt werden, sehen die grenzüberschreitend arbeitenden Umweltverbände CSFR und BUND mit Sorgen auf ein zunehmend größer werdendes französisch-deutsches Umweltproblem, das beim Freiburger Gipfel (wie zu erwarten) auch keine Rolle spielen wird.

Die beiden Reaktorblöcke des grenznahen französischen AKWs Fessenheim geben immer mehr Anlass zu Sorge. Nach 24 Jahren Laufzeit gehört das Atomkraftwerk zu den ältesten französischen Leistungsreaktoren diesen Typs.

Im Reaktorkern wandernde Schrauben und andere Probleme waren noch "Kinderkrankheiten" des AKW. Doch die jetzt nach und nach bekannt werdenden Alterungsprobleme sind Anlass für ernstzunehmende Sorgen. Sie zeigen auch welche Probleme und Gefahren 32 Jahr Laufzeit (Atomkonsens) bei deutschen AKW´s bringen. Wegen Rissen in den Reaktordeckeln mussten diese in Fessenheim ausgetauscht werden.

In der letzten Sitzung der Kontrollkommission wurden jetzt wieder erschreckende Details bekannt.

Die Dampferzeuger, die Schnittstelle zwischen dem radioaktivem Primärkreislauf und dem leicht radioaktiven Sekundärkreislauf, sind in einem so desolaten Zustand, dass sie im Jahr 2002 ausgetauscht werden müssen. Beim Bau des AKW war ein Austausch dieser sehr großen Bauteile aber nicht vorgesehen, so dass dieser Austausch sehr teuer und sehr problematisch sein wird. Ein solch extrem teurer Austausch lohnte aber nur, wenn das altersschwache AKW noch lange betrieben würde.

Sechs problematische Risse sind im Reaktordruckgefäß von Block 2 bekannt geworden. In der Fessenheimer Kontrollkommission wird daher diskutiert, auf Grund dieser Risse die Inspektionsintervalle von bisher 10 auf 5 Jahre zu senken. Doch die EDF sträubt sich aus Kostengründen selbst gegen diese Minimalforderung. Somit sollen nicht alle französischen AKWs mit Rissproblemen in kürzeren Intervallen untersucht werden, sondern nur das AKW Tricastin - stellvertretend für die anderen. Würde man diese Vorgehensweise auf Autos übertragen, dann könnten sich die Autofahrer in Zukunft den TÜV-Termin sparen. Dann wird noch ein einziger PKW eines Typs stellvertretend für alle anderen alle 4 Jahre zum TÜV geschickt und die restlichen PKWs werden alle 10 Jahre untersucht. Für den BUND und die CSFR ist diese Vorgehensweise der EDF/EnBW, bei der mögliche Gewinnausfälle alle Sicherheitsbedenken ausschalten, ein Skandal.

Ein Papier der französischen Sicherheitsdirektion für nukleare Anlagen, das dem BUND vorliegt, zeigt einen weiteren, unglaublichen Skandal:

Nach einem 24 jährigen Tiefschlaf haben "Kontroll"behörden und Betreiber des AKW Fessenheim festgestellt, dass wichtige Teile des Notkühlsystems seit der Inbetriebnahme 1977 nicht erdbebensicher ausgelegt sind. Ein nicht erbebensicheres Atomkraftwerk mitten im Oberrheingraben, einem potentiellen Erdbebengebiet - das altersschwache AKW darf bis zur Reparatur am Netz bleiben und bedroht so die ganze Region. Angesichts schlafender Kontrolleure, der Verfilzung von Staat, EDF, EnBW und Aufsichtsbehörden erscheint es einfacher zu sein, Erdbeben zu verbieten, als das AKW Fessenheim abzustellen. (Diesen Brief und unsere Karikatur "Erdbeben verboten" faxen wir Ihnen auf Wunsch gerne zu)

Die Alterungserscheinungen im französischen AKW Fessenheim nehmen immer bedrohlichere Ausmaße an. Ein schwerer Unfall würde ein Gebiet hunderte Kilometer um das AKW auf beiden Rheinseiten für viele Jahrzehnte entvölkern.

Aber das alles sind natürlich keine Themen für den französisch-deutschen Gipfel in Freiburg ...

Axel Mayer BUND Regionalverband

Jean Jacques Rettig CSFR


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Dieser Artikel wurde 3778 mal gelesen und am 16.1.2007 zuletzt geändert.