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Atommüll Baden-Württemberg, Bayern & Schweiz: Offene Fragen an Umweltministerin Tanja Gönner

11.11.2010
NWA –Nie Wieder Atomkraftwerke
Murbacherstrasse 34 / CH-4056 Basel, 0041 (0) 61 322 49 20, bornnwa-schweiz.ch, www.niewiederatomkraftwerke.ch

BUND Regionalverband, Bund für Umwelt und Naturschutz,
Wilhelmstr. 24a, D-79098 Freiburg 0761/30383, bund.freiburgbund.net, www.bund-freiburg.de


An die Ministerin
für Umwelt, Naturschutz und Verkehr
TANJA GÖNNER
Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr
Baden-Württemberg
Kernerplatz 9
70182 Stuttgart


Basel/Freiburg, 11.11.2010


Offener Brief:

Atommülllager in Baden-Württemberg und der Schweiz / Unterschiede und Gemeinsamkeiten?



Sehr geehrte Frau Umweltministerin Gönner,

genau wie viele andere Umweltgruppen in Baden-Württemberg und der Schweiz formulieren wir gerade unsere Einsprüche gegen das geplante atomares Endlager der Schweiz in Grenznähe am Hochrhein. Dies soll in einer sehr dünnen Schicht Opalinuston realisiert werden.

In diesem Zusammenhang gibt es für die NWA in Basel und für den BUND am Südlichen Oberrhein noch einige ungeklärte Fragen und wir hoffen, Sie können zur Klärung dieser Fragen beitragen.

In Deutschland läuft zur Zeit ein intensive Debatte zum Thema Atommüll, denn es zeigt sich immer deutlicher, dass aus geologischen Gründen der Standort Gorleben nicht geeignet ist, die gefährlichsten Gifte der Menschheit über eine Million Jahre sicher einzuschließen.

Immer wieder wird jetzt von Fachleuten auch der Opalinuston in Baden-Württemberg und Bayern (den beiden Bundesländern in denen die meisten AKW stehen) als mögliches Endlagergestein ins Gespräch gebracht.

Doch in ähnlich lautenden Erklärungen betonen Sie und Ihr bayrischer Amtskollege Söder immer wieder, dass Bayern und Baden-Württemberg auf keinen Fall als Endlagerstandorte in Frage kämen.

In einer Presserklärung Ihres Ministeriums vom 18.09.2009 hieß es:
„Neben Salz eignen sich nach Expertenmeinung auch Opalinusgesteinsvorkommen zur Einlagerung hochradioaktiven Materials. Zwar komme das Gestein auch in den südlichen Teilen des Landes vor. Nach einer Bewertung des Landesamtes für Geologie seien jedoch die Bedingungen in Baden-Württemberg gegenüber anderen Tonvorkommen ungünstig. So werde von den Experten des Landesamtes die geringe Mächtigkeit/Dicke des Gesteins sowie die die Tonschichten umgebenden Grundwasser-leiter als Hindernis angesehen. "Sollte sich Gorleben im weiteren Erkundungsverfahren als nicht geeignet herausstellen, ist ein neuer Suchlauf notwendig. Dann könnten neben anderen Standorten im Salz auch solche im Tongestein in Betracht kommen. Baden-Württemberg käme dabei wegen der bereits bekannten kritischen Voraussetzungen nicht ernsthaft in Betracht", stellt Gönner klar.“

Einer ihrer Amtsvorgänger, Herr Minister Müller wurde noch deutlicher:
"Die in Baden-Württemberg vorkommenden Ton- und Tonmergelformationen haben jedoch im Ver-gleich zu den norddeutschen Lagerstätten nur eine geringe Mächtigkeit. Die Dicke der gesteins-kundlich geeigneten Tonschichten ist mit bis zu 100 Metern im Vergleich zu den Tonschichten in Norddeutschland mit Mächtigkeiten von bis zu ca. 1000 Metern gering. "Die in Baden-Württemberg vorkommenden Tone und Tonsteine sind nach Meinung von Fachleuten zur Lagerung von Wärme entwickelnden radioaktiven Abfällen nicht geeignet", erklärte Minister Müller."

Bei diesen Aussagen setzen jetzt unsere Fragen bezüglich unserer Einsprüche gegen ein atomares Endlager in der Schweiz an. Laut Minister Müller ist der Opalinuston in Süddeutschland ca. 100 Meter dünn, in der Schweiz, in Benken liegt die Mächtigkeit des Opalinustons bei 113 Metern.

Die Atomlobby der Schweiz ist jetzt dabei zu begründen, warum ein 113 Meter dünne Schicht Opalinuston geeignet ist, Atommüll aufzunehmen; die Atomlobby in Bayern und Baden-Württemberg argumentiert, dass eine vergleichbare Schicht in Deutschland absolut ungeeignet ist Atommüll aufzunehmen.

Sie verstehen, dass diese unterschiedlichen Argumentationen ein wenig verwirrend wirken.

  • Wenn Tone mit einer geringen Mächtigkeit geeignet sind, Atommüll zu lagern, dann müssten doch auch die Tone in Bayern und Baden-Württemberg für ein Endlager in Frage kommen?
  • Wenn dünne Tonschichten tatsächlich absolut ungeeignet sind, dann müssten Bayern und Baden-Württemberg doch mit Vehemenz gegen die Atommüllpläne der Schweiz vorgehen?
  • Gibt es einen geologischen oder einen politischen Unterschied zwischen dem Opalinuston in der Schweiz und dem Opalinuston in Süddeutschland?


Für eine zeitnahe Beantwortung dieser Fragen wären wir dankbar, damit wir unsere Einsprüche bald formulieren können.

Mit freundlichen Grüßen

Beat Jans, Co-Präsident NWA, Nationalrat
Axel Mayer, Geschäftsführer BUND



Viele Informationen zu den Schweizer Atommüllplänen: hier

Atommüll Baden-Württemberg, Bayern & Schweiz...




Ein Bericht im Deutschlandfunk: hier




Hintergrundinformation


Pressemitteilung vom 05.10.2000 | 14:39
Ministerium für Umwelt und Verkehr Baden- Württemberg

Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller: Baden-Württembergische Tonformationen sind für Lagerung radioaktiver Abfälle ungeeignet

Regionale Tonstudie des Bundes ist Alibi-Untersuchung - Erkundung des Endlagerstandorts Gorleben muss rasch fortgesetzt werden

5. Oktober 2000 - "Der Bund ist gesetzlich verpflichtet, Anlagen zur Endlagerung radioaktiver Abfälle einzurichten. Dieser Verpflichtung entzieht sich die rot-grüne Bundesregierung systematisch," erklärte Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller am Donnerstag (5. Oktober 2000). Anstatt die ohne Grund unterbrochene Untersuchung des Salzstockes Gorleben wieder aufzunehmen und zügig zu Ende zu führen, habe der Bund die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe beauftragt, alternative Gesteine in Deutschland auf ihre Endlagereignung zu untersuchen. Hierzu würden alle größeren Ton- und Tonmergelformationen in Deutschland betrachtet. "Es ist unter Fachleuten unstreitig, dass die ausgedehnten und mächtigen Steinsalzvorkommen in Norddeutschland mit Abstand die geeignetsten geologischen Formationen zur Aufnahme von insbesondere wärmeentwickelnden radioaktiven Abfällen in Deutschland sind. Die jetzt von der Bundesregierung neu angestoßenen Untersuchungen sind Alibi-Untersuchungen, um insbesondere die Unterbrechung der weiteren Erkundung des Endlagerstandortes Gorleben zu rechtfertigen² , machte Minister Müller deutlich.

Für die regionale Tonstudie werden in Süddeutschland insbesondere der Opalinuston des Mitteljura (südöstlicher Landesteil: Schwäbische Alb, Oberschwaben) sowie tertiärzeitliche Tone des Molassebeckens (Oberschwaben) und des Oberrheingrabens untersucht. Die in Baden-Württemberg vorkommenden Ton- und Tonmergelformationen haben jedoch im Vergleich zu den norddeutschen Lagerstätten nur eine geringe Mächtigkeit. Die Dicke der gesteinskundlich geeigneten Tonschichten ist mit bis zu 100 Meter im Vergleich zu den Tonschichten in Norddeutschland mit Mächtigkeiten von bis zu ca. 1000 Meter gering. "Die in Baden-Württemberg vorkommenden Tone und Tonsteine sind nach Meinung von Fachleuten zur Lagerung von wärmeentwickelnden radioaktiven Abfällen nicht geeignet", erklärte Minister Müller. Auch die immer wieder ins Spiel gebrachten Granite und sonstigen Tiefengesteine in Baden-Württemberg seien bekanntermaßen geklüftet und von relativ geringer Ausdehnung, so dass sie bei ernsthafter Betrachtung als Endlagerstätten für radioaktive Abfälle nicht in Frage kämen. Die wiederholte Nennung der Granite im Schwarzwald als Endlager werde deshalb nur die Bevölkerung in Baden-Württemberg ohne sachlichen Grund beunruhigen.

Nach Auffassung von Minister Müller sind aus fachlicher Sicht in Baden-Württemberg keine neuen Untersuchungen erforderlich, da die Geologie in Deutschland für solche grundsätzlichen Beurteilungen ausreichend bekannt ist und deshalb keine neuen Erkenntnisse zu erwarten sind. "Ich fordere die rot-grüne Bundesregierung auf, endlich ihren Worten Taten folgen zu lassen: Wer es mit der nuklearen Sicherheit ernst meint, muss dafür sorgen, dass der Salzstock in Gorleben zügig weiter erkundet wird² , betonte Minister Müller. Die radioaktiven Abfälle müssten so bald als möglich in geeignete Endlager verbracht werden und nicht, wie es die Bundesregierung immer wieder verkündet, erst ab dem Jahr 2030. Nur so lasse sich auch die Zwischenlagerung an den Kraftwerksstandorten rechtfertigen, die logischerweise ein Endlager voraussetzen. Wer die Erfüllung seiner Pflichten so weit in die Zukunft verschiebe, wolle sich drücken und seinen Kindern und Enkeln die Erledigung der Aufgabe überlassen.



MINISTERIUM FÜR UMWELT UND VERKEHR

BADEN-WÜRTTEMBERG

Kernerplatz 9

70182 Stuttgart

Telefon (0711)1 26-27 81 - 84

Telefax (0711) 1 26-28 80

e-mail Poststelleuvm.bwl.de



Link zur Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standard/dereferrer.cfm?r=39296


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Dieser Artikel wurde 5288 mal gelesen und am 19.12.2018 zuletzt geändert.