01.01.2019
Gelber Sack in Sturm & Wind: Vermüllung durch zu dünne Gelbe Säcke, Müllidioten & Landwirtschaft
Wie kommt unser Müll in Stadt Land Fluss und Meer?
Die zunehmende Vermüllung der Meere ist zwischenzeitlich eines der großen globalen Umweltprobleme. Jährlich verenden etwa 1.000.000 Seevögel und 100.000 Meeressäuger durch den Plastikmüll in den Meeren der Welt. In weiten Teilen des Meeres gibt es mittlerweile 6 mal mehr Plastik als Plankton. Doch wie kommt der deutsche Müll in Stadt Land Fluss und Meer, wo doch die Mehrzahl der vernünftigen Menschen ihren Abfall ordnungsgemäß entsorgt?
BUND-Aktive sind häufig in der Natur unterwegs. Nach ihrem (subjektiven) Eindruck gibt es drei Hauptgründe der Vermüllung. Neben Plastikeinträgen aus der Landwirtschaft und unbelehrbaren Müllidioten ist eine der wichtigsten Quellen des Mülls in der Landschaft die Tatsache, dass Menschen trotz Sturmwarnung ihre gelben Säcke vor die Tür stellen.
"Der Kunststoffverbrauch in Deutschland liegt bei 10,1 Mio. t. Das sind 2,6 Prozent beziehungsweise 4,6 % mehr als im Jahr 2013. Im gleichen Zeitraum nahm die Menge der Kunststoffabfälle um 4,23 % auf 5,92 Mio. t zu" schreibt das Umweltbundesamt im Jahr 2017.
Der größte Einsatzbereich für Kunststoffe bleiben die Verpackungen. 35,2 % der in Deutschland verarbeiteten Kunststoffe wurden 2015 hier eingesetzt. Ein Teil dieser Abfälle wandert in den Hausmüll, ein Teil geht in´s Duale System, also in den gelben Sack. Die echte Recyclingquote ist noch beschämend gering und der bisherige, jetzt vom Abnehmer endlich gestoppte Plastikmüllexport nach China war mehr als peinlich. Die Debatte um die Vermüllung der Meere bringt zumindest in Nischen kleine Veränderungen und Verordnungen, die abfallvermeidend und damit auch energiesparend sind.
Doch wenn unser Abfall und Plastikmüll tatsächlich größtenteils über die Graue Tonne und den gelben Sack "entsorgt" wird, dann stellt sich doch die Frage, warum auch in Deutschland Stadt, Land, Fluss und Meer mit Abfällen und Plastik zugemüllt werden.
Da sind einerseits die massiven Plastikeinträge aus der Landwirtschaft (zerissene Abdeckfolien, Düngersäcke, Kleinplastikteile aus der Biotonne...) und die zunehmende Zahl unbelehrbarer Müllidioten, die ihre Abfälle einfach überall liegen lassen.
Für die EU liefert eine neue Studie Zahlen: "In Spanien sind ca. 120.000 ha mit Plastikmulch bedeckt, gefolgt von Frankreich mit ca. 100.000 ha. Die global verwendeten Mengen sind enorm, der Weltmarkt für landwirtschaftliche Plastikfolien wurde in 2016 auf 7,48 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Recyclingquoten hingegen sind schon in der EU niedrig: Irland steht mit ca. 63 % noch recht gut da, in anderen EU-Staaten wie Bulgarien, Rumänien, Slowenien, der Slowakei geht sie wohl gegen Null."
Ein anderer wichtiger Grund für diese Vermüllung sind die generell zu dünnen gelben Säcke. Die Ausrede des Dualen Systems für das schnell zerreißende dünne Material ist die Angst, "dass eine bessere Qualität von gelben Säcken" zu einem "Missbrauch" für andere Verpackungszwecke führen könnte. Wenn wir mit einer besseren Qualität der gelben Säcke die Vermüllung von Stadt, Land, Fluss und Meer mit Abfällen und Plastik verhindern könnten, dann dürfen wir die Ausrede des Dualen Systems nicht gelten lassen. Das Duale System spart an den Kosten, die enormen zusätzlichen Kosten aufplatzender Säcke für die Stadtreinigung zahlen die SteuerzahlerInnen.
Eine zumeist unbeachtetete Quelle des Mülleintrages in die Landschaft ist die Tatsache, dass Menschen trotz Sturmwarnung ihre dünnen gelben Säcke vor die Tür stellen. Hier zeigt sich auch eine massive Entfremdung vieler Menschen von den Naturgewalten. Der Zusammenhang zwischen Sturm und drohender Vermüllung wird einfach nicht gesehen. So brachten die aktuellen Herbst- und Winterstürme erneut eine massive Vermüllung von Städten und Gemeinden und trotz umfangreicher Reinigungsarbeiten wandert immer noch ein Teil des Mülls in Landschaft und Gewässer.
Die aktuell erkennbaren Ansätze der Plastikmüllvermeidung sind erfreulich, wenn sie ihr Nischendasein verlieren. Doch dort, wo Plastikabfälle tatsächlich konkret die Umwelt verschmutzen, fehlen noch die richtigen Ansätze, vor allem aber fehlt eine zielführende Debatte.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer
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- 3) Im Zweifel ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.