Das globale Netzwerk der Klimawandelleugner
Zu den einflussreichsten Denkfabriken in den USA, die zum Atlas Network zählen, gehört das rechtslibertäre Cato Institute mit Hauptsitz in Massachusetts. Gesponsert wird es unter anderem von der Auto-, Pharma-, Energie- und Tabakindustrie sowie einigen Wallstreet-Banken. Zu den größten Geldgebern zählen laut Jahresbericht der Investment-Gigant BB&T, die Autokonzerne Mazda und Volkswagen, der Motoren- und Dieselturbinen-Produzent Caterpillar, der Energieriese Southern, aber auch Facebook, Google und eBay.
Eng mit Cato, Atlas und Co. verbunden ist ein Think Tank namens „CO
2 Coalition“. Die Denkfabrik sitzt in Virginia. 2015 ging sie aus dem 1981 gegründeten George C. Marshall Institute hervor. Das hatte sich zunächst darauf spezialisiert, den Kalten Krieg zu befeuern. So unterstützte es unter anderem das Weltraumrüstungsprogramm SDI propagandistisch mit der These, die Sowjetunion plane innerhalb weniger Jahre, die Weltherrschaft zu übernehmen.
Ende der 1980er Jahre gelangte schließlich eine brisante wissenschaftliche Studie an die Öffentlichkeit. Sie besagte, dass das exzessive Wirtschaftswachstum, verbunden mit dem Ausstoß von allerlei Schadstoffen, dazu beitrage, das Erdklima irreparabel aufzuheizen. Das Marshall Institute schwenkte um. Vor allem finanziert vom Texanischen Öl- und Gas-Riesen ExxonMobil sah es seine Hauptaufgabe fortan darin, Wissenschaftler zu diskreditieren. Dafür kaufte es eigene „Experten“ teuer ein. Sein Ziel war es, Umweltgesetze zu verhindern. Die CO
2 Coalition zusammen mit 40 weiteren Think Tanks, bedankte sich 2017 in einem Brief bei US-Präsident Donald Trump für sein Wahlversprechen, aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten.
Zum Atlas Network gehört auch das Heartland Institute, ansässig in Chicago. Die 1984 gegründete rechtslibertäre Denkfabrik hat sich ebenfalls dem Abbau von Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschutz-Gesetzen verschrieben. Dafür kassiert sie dicke Spenden von der Großindustrie. Ganz oben auf der Sponsorenliste stehen ExxonMobil, das Chemie-Konsortium Koch Industries, die Reynolds Tobacco Company, Volkswagen und Microsoft.
Millionenbeträge kassiert Heartland von der global aktiven Unternehmensberatung Mercer mit Sitz in New York City. Milliardär Robert Mercer zählt zu den größten Unterstützern neoliberaler Think Tanks. Er beschäftigt 20.000 Mitarbeiter in 40 Ländern. Mercers deutscher Ableger ist die Mercer Deutschland GmbH mit Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Leipzig, München und Stuttgart. Der Beratungskonzern ist eine 100prozentige Tochter der Marsh & McLennan Companies. Der New Yorker Versicherungs- und PR-Gigant mit 60.000 Beschäftigten in 130 Staaten fährt einen Jahresumsatz von rund 14 Milliarden US-Dollar ein.
Die Fäden von Heartland reichen weit. An seinem Tropf hängt das Netzwerk International Climate Science Coalition. Dessen von der Industrie eingeworbene Spenden fließen reichlich nach Deutschland, zum Beispiel in das „Europäische Institut für Klima und Energie“, kurz EIKE. Es sitzt im thüringischen Jena und ist die Speerspitze der neoliberalen Anti-Klima- und Anti-Umwelt-Lobby in Europa. EIKE unterhält weitreichende politische Verbindungen in die AfD, die CDU und die FDP.
So sitzt beispielsweise EIKE-Vizepräsident Michael Limburg im Fachbeirat der AfD für Energiepolitik. EIKE-Präsident Holger Thuß ist nicht nur CDU-Lokalpolitiker in Jena. Er fungiert auch als politischer Berater des Heartland Institute, ist Mitglied der Hayek-Gesellschaft mit Sitz in Berlin und Autor der rechtslibertären Zeitschrift „eigentümlich frei“. EIKE arbeitet zudem eng mit dem Liberalen Institut der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung zusammen.
Viele Fäden laufen im marktradikalen Institut für unternehmerische Freiheit (iuf) zusammen. Mit iuf organisiert EIKE regelmäßig gemeinsame „Energiekonferenzen“. Zahlreiche iuf- und EIKE-Mitglieder gehören zugleich der Mont Pelerin Society sowie der Hayek-Gesellschaft an. Personelle Verbindungen bestehen in Dutzende Universitäten, zahlreiche Unternehmerverbände, zur Ludwig-Erhard-Stiftung, zum Deutschen Institut der Wirtschaft und zur Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.
EIKE-Chef Thuß ist auch Gründer und Vorsitzender von CFACT (Commitee for a Constructive Tomorrow) Europe. Dessen Muttergesellschaft CFACT sitzt in Washington. Sie gilt als einer der wichtigsten globalen Aufbauhelfer und Koordinatoren der Szene der Klimawandel-Leugner. Finanziers von CFACT sind unter anderem Chrysler, ExxonMobil und der weltweit operierende Energieriese Chevron Corporation.
Quelle: Ein Kommentar von Susan Bonath