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Klosterkapelle Tennenbach & Tennenbacher Tal: BUND sucht Kompromisse im Straßenstreit





Klosterkapelle Tennenbach & Tennenbacher Tal: BUND sucht Kompromisse im Straßenstreit



Einschub 9.2020
Beim aktuellen Planfeststellungsverfahren zum Straßenbau im Tennenbacher Tal hat sich der BUND-RV der klugen Stellungnahmen von Dr. Albert Reif, dem ersten Vorsitzenden des BLNN, angeschlossen. Den Text finden Sie hier



Gefährdete Klosterkapelle Tennenbach & Tennenbacher Tal: BUND sucht Kompromisse

Im wunderschönen Tennenbacher Tal soll eine Straße repariert und verbreitert werden. Gleichzeitig treffen auf engem Raum viel zu viele unterschiedliche Schutzgüter aufeinander. Da gibt es den wichtigen Landschafts- und Denkmalschutz, da gibt es den Trinkwasserschutz, den Schutz der Menschen in den Dörfern, die keine Umleitung des Schwerlastverkehrs auf ihre Kosten wollen und die Idee von Herrn Niemann eine neue Trasse oben am Waldrand auf Kosten wertvoller Natur zu bauen. In dieser Gemengelage widersprüchlicher, wertvoller Schutzgüter gibt es nach BUND-Ansicht leider keine "einfachen Lösungen".

  • Wenn es nach den ursprünglichen, alten Plänen der Kreisverwaltung im Landkreis Emmendingen gegangen wäre, dann wäre die Straße im Tennenbacher Tal massiv ausgebaut worden. PKW und LKW würden zukünftig mit hoher Geschwindigkeit direkt an der schönen Kapelle vorbeifahren.
  • Wenn es nach einer kleinen Gruppe um den Emmendinger Ex-Bürgermeister Uli Niemann ginge, dann würde an Stelle der bisherigen Straße eine naturzerstörende Straße am Waldrand gebaut. Dort wären wertvolle Waldrandsaumgebiete, Quellgebiete, ein alter Steinbruch, Biotope und das Gasthaus Engel vom Ersatzstraßenbau betroffen. Billig wäre eine Straße in Hanglage im Quellgebiet nicht.
    Naturschutzexperten und auch die ehemalige Sprecherin des Bürgerforums Tennenbacher Tal, Susanne Michiels, lehnen die Waldrandtrasse aus Naturschutzgründen ab. Ein neutraler Trassenvergleich könnte hier endlich Klarheit schaffen.


Der BUND wirbt seit Jahren für menschen-, landschafts-, grundwasser- und naturgerechte Kompromisse in Sachen Tennenbacher Tal. Kompromisse, die den Menschen in Freiamt und den Straßenbenutzern nur wenige Sekunden Zeitverzögerung abverlangen, die gleichzeitig aber Respekt für Natur, Landschaft, Kapelle und eines der landschaftlich schönsten Täler in Südbaden aufzeigen.

  • Eine Bürgerinitiative darf Leitplanken am Wasserschutzgebiet ablehnen, ein Naturschutz- und Wasserschutzverband wie der BUND nicht.
  • Eine Bürgerinitiative darf die Optik des Tales über die Naturschutzaspekte der Waldrandtrasse stellen. Der BUND muss die gefährdete Natur des Waldsaumes, des Steinbruchs und der Quellgebiete am Waldrand in seine Überlegungen mit einbeziehen.
  • Eine Bürgerinitiative darf sich gegen den Schwerlastverkehr im Tal aussprechen. Der BUND muss aber auch an die Menschen und an enge Ortsdurchfahrten an den möglichen Ausweichtrassen denken.


Die durchsetzbare "einfache und gute" Lösung der Probleme gibt es leider nicht. Gerade darum sind Kompromisse notwendig und wichtige erste Schritte in Richtung Kompromiss sind getan.

  • Die Straße wird weiterhin durch´s Tal "schwingen".
  • Zumindest auf der Kapellenseite wird auf Leitplanken verzichtet.
  • Der umweltgefährdende Teer wird entfernt.
  • Ein ursprünglich nicht vorgesehener Fußweg zur Kapelle wird geplant.
  • Entgegen der ersten Planungen wird das Straßenniveau im Kapellenbereich nicht erhöht.


Es gibt einen wichtigen Aspekt bei diesen Planungen, der erstaunlicherweise bisher noch nie öffentlich diskutiert wurde. Es gibt keinen Zuschuss des Landes für den Ausbau. Auf dieses Geld hatte die Kreisverwaltung gehofft und mit dem Geld des Landes
wäre viel umfassender und zerstörerischer geplant und gebaut worden.


Ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer? Ohne den Druck des BUND, der Verbände, der Kulturschaffenden im Landkreis, der Kirche und der Bürgerinitiative wäre nicht so viel erreicht worden.

Aus BUND-Sicht gibt es nach einigen erkennbaren Verbesserungen an den alten Planungen noch drei zentrale, durchaus lösbare Konfliktfelder:

  • Ein Tempolimit im Kapellenbereich ist unbedingt notwendig. (Zuständig ist die Stadt Emmendingen)
  • Aus Wasserschutzgründen sollten nach Ansicht der Planungsbehörden auch die Bankette der Straße befestigt werden. Das würde optisch tatsächlich eine massive, optische Verbreiterung bedeuten. Hier müssen unbedingt vernünftige, landschaftsschonende Lösungen gefunden werden. (Hier ist das Landratsamt gefragt)
  • Die Wassereinleitung in das Tennenbächle (Flora-Fauna-Habitat-Gebiet) muss unter fachlichen Gesichtspunkten (Dohlenkrebs) geprüft und mögliche Probleme gelöst werden .


Insbesondere die ersten beiden Konfliktfelder verhindern noch eine Zustimmung des BUND zum Projekt.

Eine rechtzeitige, umfassende Einbindung und Verfahrensbeteiligung der anerkannten Naturschutzverbände hätte allen Beteiligten viel Ärger ersparen können.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer / Renate Hund, Kreisvorstand Emmendingen


Nachträge:


  • Das Kloster Tennenbach war eine ehemalige Zisterzienserabtei,
    gelegen bei Freiamt im Landkreis Emmendingen. Das Kloster existierte in der Zeit von 1160 bis 1807. Tennenbach war eines der bedeutendsten und größten Klöster im südwestdeutschen Raum. Nach dem Abriss sind die einzigen vorhandenen Reste der Chor der Hospitalkapelle und ein ehemaliges Ökonomiegebäude, das heutige Gasthaus Engel. Die hübsche, kleine, immer noch genutzte Kapelle liegt in einem der landschaftlich schönsten und reizvollsten Täler im Landkreis Emmendingen und ist in einer Zeit ungehemmten Flächenverbrauchs ein winziges, übrig gebliebenes Fragment von Heimat.

  • Warum entzündet sich beim geplanten Straßenbau an dieser kleinen schönen Kapelle ein solcher Widerstand?
  • Weil in den letzten Jahrzehnten im Landkreis Emmendingen durch einen explodierenden Flächenverbrauch immer mehr schöne Gebiete und Naturgebiete zerstört wurden.
  • Weil immer mehr Natur und Heimat zwischen den Fingern zerrinnt.


    Der Dohlenkrebs im Tennenbächle
    zeigt mehr als deutlich wie Komplex das Thema Tennenbach ist.
    • In Deutschland gilt der Dohlenkrebs als vom Aussterben bedroht (Rote Liste Kategorie 1).
    • Jetzt gibt es Hoffnung der Dohlenkrebs wäre der Todesstoß für Verbreiterung
    • Doch der Dohlenkrebs wäre auch durch Unfälle auf der Waldrandtrasse bedroht
    • Gerade die unausgebaute Strasse gefährdet Grundwasser, Tennebächle und den Krebs
    • Gerade der Dohlenkrebs spricht für die umstrittene Leitplanke

    Es gibt tatsächlich keine einfachen Löungen für das Problem



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    Dieser Artikel wurde 5151 mal gelesen und am 12.1.2022 zuletzt geändert.