15.10.2016
Mooswald Freiburg & Abholzung? Gefährdete Natur in der ehemaligen "Green" City (Petition!)
Zu den letzten "großen" Wäldern in der Freiburger Ebene gehört der Mooswald. Eigentlich müsste man schreiben "der restliche Mooswald". Die massive Ausdehnung der Stadt Freiburg in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg haben dem Mooswald massiv zugesetzt. Dem Stadtteil Landwasser, der Westrandstraße, dem Mineral-Thermalbad, der Mülldeponie Eichelbuck und der Erweiterung des Industriegebiets Nord fielen mehrere Hundert Hektar Wald zum Opfer. (die nur teilweise "ausgeglichen" wurden).
Der verbliebene Freiburger Mooswald ist eine grüne Oase und im Frühjahr geprägt von den zartgrünen Trieben der Eichen, Hainbuchen und des Ahorns. Dank des milden Klimas, des feuchten Untergrunds und der bisher behutsamen Waldnutzung, entstand eine reiche, mooswaldspezifische Artenvielfalt. Aufgrund der Reichhaltigkeit an Waldstrukturen und des Vorkommens geschützter Tierarten (z.B. der Hirschkäfer, die Bechsteinfledermaus und der seltene Mittelspecht), gehören weite Teile des Mooswaldes dem europaweiten Schutzgebietsystem „Natura 2000“ an.
Jetzt prüft die "Green" City Freiburg allen Ernstes, noch einmal 13 Hektar Mooswald dem Wohnungsbau zu opfern. Eine "Green" City, die dem Wachstum zuliebe die verbliebenen Naturreste der Ebene opfern will, sollte das "Green" in der Namens-Bezeichnung wegfallen lassen.
Auch der BUND-Regionalverband und die Freiburger BUND-Gruppe unterstützen den langsam anlaufenden Protest gegen die Abholzungspläne. Ein erster, kleiner Schritt ist die Petition, die Sie unten auf dieser Seite finden.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer
(Es ist natürlich auch durchaus denkbar, dass die Nennung des Mooswaldes nur ein psychologischer Trick ist um irgendwann "großzügig" auf die dortige Abholzung zu verzichten und dann die eigentlichen Planungen an anderer Stelle problemloser durchzusetzen.)
Nachtrag:
Herrn Bürgermeister Salomon wurden im November 2016 7680 Unterschriften gegen die Naturzerstörung übergeben. Dazu gab es auch einen Beitrag in der Badischen Zeitung. Die Überschrift des gedruckten BZ-Artikels lautete: "7680 Unterschriften gegen Wohnungen". Von einer guten, regionalen Qualitätszeitung erwarte ich keine derart manipulierenden Überschriften. So eine Überschrift passt zu einem Kommentar und nicht zu einem Bericht.
Die "Green" City Freiburg beabsichtigt 13 ha = 130.000m2 heimischen Mooswald zu roden. Diese Fläche entspricht der Größe von ca. 30 Fussballfeldern. Dieses Areal ist gemäß §26 Bundesnaturschutzgesetz ein rechtsverbindlich festgesetztes Landschaftsschutzgebiet, für dessen Natur und Landschaft ein besonderer Schutz gilt.
Die Natur ist ein einzigartiger Schatz! Es liegt in unserer Verantwortung, sie zu schützen! Schließen Sie sich unserer Petition an und helfen Sie uns mit Ihrer Unterschrift den Mooswald zu retten.
Begründung:
Der Mooswald erfüllt vielfältige Schutzfunktionen:
Um die Bewohner von Freiburg- Mooswald und Landwasser vor den Belastungen durch die Granada- und Paduaallee zu schützen wurde beidseitig Wald erhalten. Ebenso wie der Waldkranz um den Stadtteil Rieselfeld.
Jetzt soll dieser Wald an einer der am stärksten befahrenen Straßen für Wohnbebauung vernichtet werden. Ein Wald, der über 100 Jahre alt ist und in seiner ökologischen Wertigkeit den europäisch geschützten Teilen des Mooswaldes ebenbürtig ist (es kommen dort Mittelspecht, Hirschkäfer, Fledermäuse u. a. vor).
Dieser Wald erfüllt für Mensch und Tier alle wesentlichen Waldfunktionen:
• Als Lärm- und Immissionsschutz
• Als Klima- und Wasserschutz
• Als Bodenschutz
• Als Lebensraum einer vielfältigen Flora und Fauna
• Als der am meisten zur Erholung genutzte Freiburger Wald!
Kluge Stadtplanung hat die positive Wirkung des Waldes immer berücksichtigt und zum Wohl der Menschen eingesetzt. Auch in Freiburg!
Hier geht´s zur Petition zur Rettung des Mooswaldes!
Das Häkchen im Feld "Informiert bleiben durch openPetition" würden wir an Ihrer Stelle löschen um nicht eine Mailflut auszulösen.
Links zu den kritischen Bürgervereinen:
13 ha oder 11 ha geplante Abholzung?
Im Internet kursieren, was die geplante Abholzung betrifft, unterschiedliche Zahlen.
Während die verschiedenen Bürgervereine in ihrer aktuellen Kampagne & Petition "Hände weg vom Mooswald" von 13 ha geplanter Abholzung sprechen, zeigt eine Grafik in der Badischen Zeitung vom 08. Dezember 2015, dass es um eine bebaubare Fläche von ca. 11 ha gehe.
Die AG Mooswald schreibt zu diesen unterschiedlichen Angaben auf ihrer Facebook-Seite:
Antwortschreiben des Bürgervereins Freiburg Mooswald/ AG Mooswald auf die Aufforderung- einer Mitarbeiterin der Projektgruppe neue Wohnbauflächen- den Petitionstext zu ändern:
"Sehr geehrte Frau .... ,
vielen Dank für Ihre interessante Wiedergabe und Darstellung des "voraussichtlich" gesamten Umgriffes der potentiellen Flächengröße, die sich offensichtlich permanent in diversen Größenangaben bewegt (von 10.6 ha auf 11 ha und inzwischen 13 ha). Entsprechend Ihrer konditionalen Ausdrucksweise könnte diese Flächengröße letztendlich auch weiter nach oben tendieren... immerhin wurde aus den bisher "ca" 13 ha laut Ihrer Wiedergabe bereits "gut" 13 ha groß (s.u.), was m.E. "mehr" darstellt und wie wird es bzgl. Günterstalbebauung so schön in der BZ wiedergegeben? http://www.badische-zeitung.de/…/guenterstal-werden-die-wie… "Wenn man erstmal einen Teil der Wiese bebauen darf, dann ist weiteren Entwicklungen Tür und Tor geöffnet" :-)
Da derzeit noch keinerlei exakte Planungen vorliegen, beziehen wir uns in unserem Petitionstext auf die letzte uns in schriftlicher Form vorliegende Aussage der Stadt Freiburg "ein Entwicklungsbereich von 13 ha".
Aus unserer Sicht ist die im Petitionstext angegebene Fächengröße somit völlig korrekt wiedergegeben.
MfG ..."
Fest steht, dass ein Teil des erhaltenswerten Mooswaldes gefährdet ist.
Weitere Informationen zum Thema:
- Mehr Infos zum Wert der Freiburger Mooswälder finden Sie: hier
- GEO-Tag der Artenvielfalt: Gebietsbeschreibung Mooswald: hier
- Natura 2000-Managementplan - Mooswälder bei Freiburg: hier
Eine Übersichtskarte zu den Mooswäldern bei Freiburg finden Sie: hier
- Verordnung des Regierungspräsidiums Freiburg über das Landschaftsschutzgebiet "Mooswald": hier (PDF-Datei)
Gisela Maass (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, ursprünglich. Schutzgemeinschaft Freiburger Mooswald) schreibt dem BUND:
"Der städtische, nördl. Mooswald umfasste ursprünglich ca. 1000 ha. Allein für das Industriegebiet Nord wurden ca. 100 ha, für Landwasser insgesamt fast 70 ha abgeholzt. Für Straßenbau, Mülldeponie Eichelbuck etc., kamen noch größere Flächen dazu(Eselwinkel 17 ha), sodass wenn man alles zusammenzählt, es ca. 300 ha sind.
Nur durch die Eingemeindung von Hochdorf mit über 300 ha Mooswald umfasst das Revier Nord wieder ca. 1000 ha.
Dies sind zwar nur sehr ungefähre Werte, doch sie zeigen, dass gerade der nördliche Mooswald für die Stadt eine Art Verfügungsfläche war und es ist erschreckend, dass die Stadt wieder in die alten Muster verfällt."
Wichtiger Nachtrag:
Umwelt gegen Soziales?
Den GegnerInnen des Flächenverbrauchs und der Naturzerstörung wird auch in Freiburg gerne Egoismus vorgeworfen. Sie seien gegen "die Minderheiten" und gegen "das Soziale". Wer in der selbsternannten Ökoregion am Oberrhein Umwelt gefährden und Natur zerstören will, der muss diese Pläne im Zeitalter von Greenwash immer sozial und ökologisch parfümieren.
"Die Minderheiten" und "das Soziale" werden beim Thema Flächenverbrauch gerne vorgeschoben um vollkommen andere Interessen (Spekulation...) zu verbergen. In der Realität wird zumeist nicht für die "die Minderheiten" und "das Soziale" gebaut, wie neue Studien zeigen.
Das ARD-Magazin Panorama hat mit Hilfe der "empirica-systeme Marktdatenbank" Hunderttausende Wohnungsangebote aus mehr als 100 Datenquellen zwischen Mai 2015 und Mai 2016 ausgewertet. Das Ergebnis ist verheerend: Der private Wohnungsbau, auf den die Politik ihre Hoffnungen setzt, schafft so gut wie keine bezahlbaren Mietwohnungen. 95,3 Prozent der privaten Neubau-Wohnungen in den 20 größten deutschen Städten sind für die Mehrheit der deutschen Mieter nicht bezahlbar." (Zitatende)
Quelle: Panorama
[artikel=IMPORT: Umzug]
"Green City" Freiburg im Breisgau - Mensch, Natur, Klima, Wetter, Klimawandel, Umwelt und Nachhaltigkeit
Mooswald Freiburg: Gefährdete Natur in der "Green" City
Stellungnahme der Freiburger BUND-Ortsgruppe zur geplanten Abholzung im Mooswald
Stadtplanungsamt Freiburg
Berliner Allee 1
79114 Freiburg
Abs. BUND Ortsverband Freiburg, Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
Betreff: Stellungnahme zum Wohnbauprojekt „Mooswald West“
Sehr geehrte Damen und Herren,
Im Rahmen des Scoping-Termins vom 31.5. hat uns die Stadt Freiburg über Ihr
Wohnbauprojekt im Gebiet Mooswald-West informiert. Es ist verständlich, dass
die derzeitige Wohnsituation in Freiburg den Bau neuer Wohneinheiten erfordert.
Jedoch möchten wir die Auswahl und Angemessenheit dieses Gebietes stark in
Frage stellen.
Der Wald erfüllt wertvolle Funktionen für den Klima- und Naturschutz
Wir sind sehr beunruhigt darüber, dass die Stadt die Rodung von 11 ha fast 100
jährigem Wald plant. Dieser Wald ist nicht ersetzbar. Eine Aufforstungsfläche als
Ausgleichsmaßnahme wird erst nach 100 Jahren die verschiedenen Funktionen
erfüllen und Lebensräume bieten können wie der bestehende Wald.
Der jetzige Wald erfüllt die Funktion eines Klimaschutz- und
Immissionsschutzwaldes. Dieser ist in der Lage CO2 in erheblichem Maße zu
binden. Es widerspricht den Klimaschutzzielen der Stadt Freiburg (Halbierung der
CO2-Emissionen bis 2030 gem. einstimmigem Gemeinderatsbeschluss in 2014),
wenn ein Wald gerodet wird, der solche Funktionen erfüllt.
Wenn der jetzige Mooswald gerodet wird, gibt es keine Möglichkeit, die
Luftschadstoffe von der viel befahrenen vier-spurigen Padua- bzw. Granadaallee
zu binden und vom Wohngebiet abzuhalten. Wie soll es gelingen, den Lärm und
die Schadstoffe von dem neuen Wohngebiet abzuhalten? Aus unserer Sicht
schließt sich eine Bebauung aus.
Ein Wohngebiet in Mooswald-West bietet wenig Lebensqualität
Des Weiteren wurde im Scoping-Termin dargelegt, dass die Stadt Freiburg ein
hochwertiges Wohngebiet bauen will. Das hierfür ausgewählte Gebiet Mooswald-
West kann diesem Anspruch jedoch keineswegs gerecht werden, da es direkt an
der viel befahrenen vier-spurigen Padua- bzw. Granadaallee liegt.
Aktuell liegt die zulässige Geschwindigkeit im Bereich des geplanten
Wohngebietes bei 80 km/h auf einer vier-spurigen Straße. Dieser Lärmbelastung
wären die Bewohner im künftigen Wohngebiet ausgesetzt. In der Elsässer Straße
im Bereich der Autobrücke wird es sogar Lärmimmissionen auf zwei Ebenen für
das geplante Wohngebiet geben.
Zum Vergleich, die Lärmbelastung wäre bei gleichbleibender zulässiger
Höchstgeschwindigkeit weitaus höher als beispielsweise an der Schwarzwaldstraße.
Dort versucht die Stadt derzeitig die Lärmbelastung durch einen geplanten
Tunnels zu reduzieren. Mit dem Bau eines Wohngebietes direkt neben der
Padua- bzw. Granadaalle, entsteht eine weitaus gravierendere Situation für die
Anwohner, als sie derzeitig in der Schwarzwaldstraße herrscht. Aus unserer Sicht
ist es daher unverantwortlich, künftige Anwohner mit dieser Wohnsituation zu
konfrontieren.
Soziale Ungerechtigkeit vermeiden
Gemäß den Scopingunterlagen will die Stadt ein gemischtes Wohnquartier
errichten. Falls die Stadt plant, die Sozialwohnungen in den 5-stöckigen
Hochhäusern direkt an der Padua- bzw. Granadaallee unterzubringen, wäre das
unangebracht.
Die Stadt sollte nach besseren Alternativen suchen
Aus unserer Sicht ist das Gebiet Mosswald-West ungeeignet für den Bau eines
Wohngebietes. Eine Rodung von hochwertigem Wald in dieser Größenordnung
ist für eine grüne Stadt nicht vertretbar. Wir fordern daher die Stadt Freiburg auf,
nach Alternativen und anderen Möglichkeiten zu suchen, um neuen Wohnraum in
Freiburg zu schaffen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Muriel Sona
(Vorstandsmitglied des BUND-Ortsverbandes Freiburg)