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Neubautrasse der Rheintalstrecke / Naturzerstörung ist nicht ausgleichbar

09.04.2002
Die Deutsche Bahn AG plant den Zubau zweier zusätzlicher Gleise im Oberrheingraben. Die Naturschutzverbände NABU, BUND und der Schwarzwaldverein sehen das mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

Wir wollen die Stärkung und den Ausbau der Bahn und akzeptieren darum den Trassenbau, obwohl wir bei der Streckendiskussion 1993 eine andere Streckenführung bevorzugt hatten. Gleichzeitig aber bedeutet die Neubautrasse einen besonders schweren und unumkehrbaren Eingriff in die geschundene Restnatur im Rheintal. Die Neubautrasse kann nicht isoliert von den anderen massiven Zerstörungsprozessen im Rheintal gesehen werden. Flächenverbrauch, zusätzliche Zerschneidung der Landschaft und Verlärmung sind Belastungen, die auch mit viel Geld nicht "ausgleichbar" sind. Der Rheingraben wird mehr und mehr zur zersiedelten, lärmenden, überbelasteten europäischen Nord-Süd Trasse

Minimierung vor Ausgleich


Vor dem sogenannten "Ausgleich" muss stets das Ziel der Minimierung der Eingriffe stehen. Hier wollen wir, wo immer möglich, eine enge Bündelung der Verkehrswege. Ein zu großer Sicherheitsabstand zwischen Neubautrasse und Autobahn, der die Option eines achtspurigen Autobahnausbaus beinhaltet, ist nicht akzeptabel. Hier muss die Sicherheit durch Technik (Betontrennwände u.ä.) gewährleistet werden. Flächensparen und Sicherheit haben für uns oberste Priorität.

Unsere Hauptsorge: teure Technik statt mehr Natur


Über die für den "Ausgleich" zur Verfügung stehenden Gelder gehen die Aussagen auseinander. Summen zwischen 75 und 125 Mio. Euro werden in der öffentlichen Diskussion genannt. Starke Lobbygruppen (u.a. die Landwirtschaft) melden massiv ihre Interessen an. Wir sehen die große Gefahr, dass nicht in mehr Natur und mehr Flächen, sondern in teure, technisch aufwendige Einzelmaßnahmen investiert werden könnte. Alibibiotope lehnen wir ab.

Unsere Hauptforderung: mehr Platz für Bäche und Flüsse


Die problematischsten Aspekte der Neubaustrecke sind der Flächenverbrauch, die Landschaftszerschneidung und der Lärm. Wir brauchen also Projekte, die genau an diesen Problemfeldern ansetzen. Über 50 Naturschützer aus den Umweltverbänden der Region haben sich bei einem gemeinsamen Treffen mit großer Mehrheit für einen zentralen Schwerpunkt beim "Ausgleich" ausgesprochen. Der Vorschlag von Regierungspräsident Dr. Sven von Ungern-Sternberg, die kanalisierte Elz zu renaturieren wurde aufgegriffen und weiterentwickelt.

Die meisten Mittel- und Unterläufe unserer Bäche und Flüsse wurden zu geradegestreckten, kanalisierten, naturfernen Kanälen umgebaut. Möhlin, Elz, Dreisam, Glotter, Schutter, Kinzig,- diese landschaftsprägenden Gewässer unserer Heimat könnten durch geeignete Maßnahmen, insbesondere durch Dammrückverlegungen, ökologisch aufgewertet und renaturiert werden. So könnten auch zusätzliche Möglichkeiten zur Hochwasserrückhaltung geschaffen werden. Es sollte auch versucht werden, durch geeignete bauliche Maßnahmen (z.B. breite Durchlässe unter Autobahn und Neubautrasse) die Wandermöglichkeit von Tieren entlang der Bäche wieder zu verbessern. Grüne Bänder, d.h. breite, naturnahe Korridore, teilweise mit Auecharakter, zwischen Schwarzwald und Rheinaue sollten als Ziel angestrebt werden. Nicht teure Ingenieurbiologie sondern zusammenhängende Flächen, insbesondere die weniger wertvollen Böden in Bachnähe, werden gebraucht. Dazu gehört auch die Wiedervernässung von Wiesen in Flussnähe, als Maßnahme für einen wirklichen Biotopverbund. Für Teilabschnitte der Dreisam legen wir ein ausgearbeitetes Konzept vor. An Hand dieses Beispieles sollte geprüft werden, an welchen Gewässern der Region mit dem geringsten finanziellen Aufwand der größtmögliche Effekt für Mensch, Natur und Umwelt erzielt werden könnte.

Andere wichtige Maßnahmen:


Neben diesem zentralen Schwerpunkt, der nach Ansicht der Umweltverbände oberste Priorität haben sollte, gibt es noch eine Vielzahl von wichtigen Projekten und Vorschlägen, die von allen Verbänden gemeinsam unterstützt werden. Dazu gehören u.a. die Widervernässung von Wiesen und Wäldern, Maßnahmen zur Förderung von Brutvögeln, Insekten und Amphibien und ökologisch ausgerichtete Waldpflege. Sollten die Ausgleichsgelder nicht sofort ausgegeben werden können, dann sollte ein Teil der Summe in eine regionale Naturschutzstiftung eingebracht werden.

Wichtiger Nachtrag:


Bei allen Maßnahmen muss sichergestellt werden, dass Sie nicht in den Aufgaben- Zahlungs- und Zuständigkeitsbereich anderer Maßnahmeträger fallen. Bei der Bachrenaturierung sollte die Pflichtaufgaben der Gemeinden durch die Ausgleichsmaßnahmen unterstützt und verstärkt werden. Nach Abschluss der Maßnahmen erwarten wir einen umfassenden Bericht über alle Projekte.

BUND, Axel Mayer, Geschäftsführer, 0761/30383

Schwarzwaldverein, Dr. Felix Bergmann, Geschäftsstellenleiter, 0761/58539529

NABU, Peter Lutz, Naturschutzreferent, 0761/3805315


Mehr Infos:
hier:Transitland Oberrhein - Verkehr und Verkehrsprobleme
hier: Die Verscheußlichung des Breisgaus
hier:Flächenverbrauch und Zersiedelung am Oberrhein


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Dieser Artikel wurde 3919 mal gelesen und am 1.8.2012 zuletzt geändert.