Krisenkommunikation: Fukushima und Atompropaganda

Einschub vom 23.9.2012: Genmaisstudie, Krisenkommunikation & Monsanto oder die Vernichtung des wissenschaftlichen Gegners


Krisenkommunikation


Krisenkommunikation: Fukushima und Atompropaganda


Als Krisenkommunikation wird die Öffentlichkeitsarbeit von Firmen, Verbänden und Behörden in Krisen-Situationen verstanden. Doch bei Krisenkommunikation müssen zwei unterschiedliche Ebenen betrachtet werden:



Beim Atomunfall in Fukushima
hat die dringend notwendige, sachliche Kommunikation, um die Krise zu überwinden und Schäden und Opfer zu minimieren, bisher absolut versagt. Dies lässt sich eigentlich nur damit erklären, dass sowohl die japanische Regierung als auch die Betreiberfirma Tepco die Dimension eines solchen Unfalls einfach nicht verstanden haben. Das sind z.B. die versehentlich verstrahlten Arbeiter und immer wieder falsche Messwerte. Der Atomkonzern Tepco informiert spät, ungenau, verharmlosend und falsch und die Menschen in Japan verlieren ihr Vertrauen. Deutlich wird dies insbesondere am Beispiel der viel zu kleinen Evakuierungsradien um das AKW Fukushima. Die Evakuierungszonen in Japan müssten auf über hundert Kilometer ausgedehnt werden um die Bevölkerung zu schützen. Wer den Menschen sagt, ein Evakuierungsradius von zwanzig Kilometern würde genügen und die ausgetretene Radioaktivität wäre nicht gesundheitsschädlich, der gefährdet die Gesundheit von Hunderttausenden von Menschen auf eine verantwortungslose Art und Weise.


Es gibt eine "Kommunikationsindustrie",
Akzeptanzforschung und eine weltumspannende Manipulations- und Greenwash- Industrie, deren Aufgabe es ist, umweltgefährdende Projekte wie die Laufzeitverlängerung für AKW oder die so genannte "grüne" Gentechnik „grünzuwaschen“, Akzeptanz zu schaffen und gegen Widerstände in der Bevölkerung und der Politik durchzusetzen. Umweltzertifikate wie ISO 14001 oder EMAS für Atomkraftwerke sind klassische Beispiele für Greenwash. Diese Manipulationsindustrie hat im Auftrag der Öl-, Kohle-, und Autoindustrie auch jahrelang die Folgen der menschengemachten Klimaveränderung herunter gespielt und insbesondere in den USA notwendige Gesetzesänderungen verhindert.

Nach dem Reaktorunfall, der Chemiekatastrophe oder der Ölpest,
nach Fukushima, Tschernobyl, Contergan, Bhopal, DDT und Asbest... kümmert sich dann ein anderer Zweig der gleichen Greenwashindustrie im Rahmen von „Krisenkommunikation“ darum, aus der Katastrophe ein „Ereignis“ zu machen, das Problem herunter zu spielen, Schadensersatzansprüche zu minimieren und alle Hinweise auf die zuvor geschaffenen Mythen der absoluten Sicherheit zu "löschen". Nicht nur der Reaktorunfall, die Umweltkatastrophe, der Klimawandel oder der Ölunfall sind das Problem für Umweltzerstörer und Konzerne, sondern insbesondere auch die möglicherweise folgende "schlechte Krisenkommunikation" und die sich möglicherweise daraus ergebenden Schadensersatzforderungen.

Im Bereich Krisenkommunikation arbeiten die größten Werbefirmen der Welt.
Burson-Marsteller ist Spezialist im so genannten „Krisenmanagement: "Nach dem Reaktorstörfall von Three Mile Island in den USA im Frühjahr 1979 polierte die Agentur das angekratzte Image des Betreibers wieder auf. Dem Chemieriesen Union Carbide standen sie nach der Katastrophe im indischen Bhopal zur Seite, bei der über 2000 Menschen ihr Leben verloren.“ schreibt Ulrich Müller von LobbyControl.

„Heute hat fast jedes Unternehmen einen PR-Plan
für Krisenkommunikation in der Schublade, um eventuelle profitschädliche Probleme zu antizipieren und herunterzuspielen“ schreiben die Autoren Stauber und Rampton im lesenswerten Buch „Giftmüll macht schlank“ und beschreiben dort auch genau, wie solche Pläne aussehen.

Das Nuklearforum Schweiz
hatte zur Durchsetzung (der jetzt auf Eis gelegten) neuen schweizer Kernkraftwerke die „besten“ Propagandisten eingekauft. Burson-Marsteller übernahm im Vorfeld der PR-Kampagne das Berner Büro des Schweizer Nuklearforums. Burson-Marsteller wirbt für Geld für (fast) alles. "Krisenkommunikation" kann BM natürlich auch.

"Es gibt keine Klimaveränderung"
war eine der vielen Werbeaussagen von Burson Marsteller. Um das Jahr 1990 lancierte das weltweit agierende PR-Unternehmen eine massive und erfolgreiche Anti – Klimaschutzkampagne im Auftrag von verschiedenen US-Ölfirmen und US – Autoherstellern. Es ging darum, aus wirtschaftlichen Interessen die Gefahren der Klimaerwärmung herunterzuspielen.

„Wegen der Klimaveränderung brauchen wir unbedingt mehr Atomkraftwerke“
ist erstaunlicherweise jetzt die gegensätzliche, neue Werbebotschaft der Atomindustrie für die Burson Marsteller nun arbeitet. „Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing“ und diese Lieder klingen doch recht unterschiedlich. Jetzt arbeitet Burson-Marsteller für die großen Schweizer Atomkonzerne und singt laut, misstönend und für viel Geld das hohe Lied des Klimaschutzes und der „klimafreundlichen“ Atomenergie.

Die Krisenkommunikation für Fukushima beginnt sich in ersten Ansätzen abzuzeichnen
In Japan:


Krisenkommunikation der Atomkonzerne weltweit
Es ist davon auszugehen, dass jetzt die großen PR-Firmen der Welt dabei sind, Pläne vorzubereiten und umzusetzen, um die Gewinninteressen der Atomkonzerne zu schützen, um die Abschaltung alter AKW zu verhindern und den lukrativen Markt für den Neubau von AKW zu sichern.

Die Umweltbewegung hat es in den vergangenen Jahren leider versäumt, sich mit Greenwash, PR und Krisenkommkation auseinander zu setzen. Dies sollte sich ändern.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer in Freiburg und Vizepräsident im Trinationalen Atomschutzverband TRAS in Basel



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