Leicht erhöhte Strahlung: Anfrage ans Regierungspräsidium Freiburg

Nachtrag 14.4.2011
Mit einer Presseerklärung reagiert das Regierungspräsidium Freiburg heute auf unsere Anfrage.
"Das BfS teilte mit, dass am Morgen des 4. April mehrere Sonden des BfS im Raum Südbaden kurzfristige Messwerterhöhungen festgestellt hätten; Dr. Erich Wirth (BfS) führt die Messwerterhöhungen aber auf die Deposition kurzlebiger Zerfallsprodukte des natürlichen Edelgases Radon zurück. Durch den Regen würden die natürlichen Tochternuklide des Radons aus der Luft ausgewaschen und am Boden abgelagert, wodurch sich kurzzeitig die Ortsdosisleistung (ODL) erhöhe." (Auszug aus der PE.)
Regen als mögliche Ursache für den Peak hatten wir ja schon in unserer Anfrage als eine der möglichen Ursachen vermutet.
Das RP schreibt weiter:
"Nachdem das KKW Fessenheim den Behörden aber am 4. April einen Vorfall der niedrigsten INES-Stufe 1 (Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage, der keine Auswirkungen auf die Umwelt hat) gemeldet hatte, war nach der Erläuterung der INES Skala jedoch nicht vom Austritt von Radioaktivität auszugehen." (Zitatende)
Diese Aussage ist erstaunlich: Als bei einem Störfall am 24. August 2010 50 Kubikmeter radioaktives Gas im AKW Fessenheim entwichen waren, wurde dieser Störfall auch nicht auf Stufe 2 eingestuft.

Nachtrag 11.4.2011
Rückmails von UmweltschützerInnen aus anderen Regionen in Baden-Württemberg zeigen, dass die erhöhte Strahlung an diesem Tag auch in anderen Regionen gemessen wurde. Somit scheidet das AKW Fessenheim als Ursache für den Peak vermutlich aus.



Nachtrag: 9.4.2011
Auf Grund der Berichterstattung in einigen Medien ist uns wichtig noch einmal darauf hin zu weisen, dass es für die erhöhte Radioaktivität am Tag des Störfalls tatsächlich unterschiedliche Ursachen geben kann. Um genau das zu prüfen hat der BUND beim Regierungspräsidium Freiburg die unten stehende Anfrage nach den Ursachen der erhöhten Radioaktivität gestellt. In der Vergangenheit gab es in Fessenheim immer wieder Störfälle mit einer "Freisetzung" von Radioaktivität und teilweise wurden auch Störfälle verschwiegen. So sind bei einem Störfall am 24. August 2010 50 Kubikmeter radioaktives Gas im AKW Fessenheim ausgetreten Info Dennoch sind selbstverständlich auch andere Ursachen für den Radioaktivitätspeak am Störfalltag denkbar, beispielsweise Regen nach längerer Trockenheit.
Bevor die Antwort des RP nicht vorliegt, sollten, bei aller notwendigen Kritik am AKW, keine voreiligen Schlüsse gezogen werden.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer


BUND Regionalverband, Wilhelmstr. 24a, 79098 Freiburg
Bund für Umwelt und Naturschutz
0761/30383, bund.freiburgbund.net, www.bund-freiburg.de


An das Regierungspräsidium Freiburg

8.4.2011

Erhöhte Strahlung nach Fessenheim „Störfall“?

Sehr geehrte Damen und Herren,

"Laut einer Mitteilung des Kernkraftwerks Fessenheim hat die AKW-Leitung der französischen Atomaufsicht einen Vorfall gemeldet. Dieser wurde in die Stufe 1 der internationalen Störfallskala eingeordnet – also in das unterste Level des Gefahrenspektrums. Angeblich habe kein Sicherheitsrisiko bestanden.
Als Folge stand der Reaktor von Block 1 am Wochenende still. Begonnen hatten die Probleme, als am vergangenen Samstag eine Pumpe im nicht-nuklearen Bereich des Kraftwerks repariert werden musste. Hierfür sei die Stromproduktion von Block 1 gesenkt worden, teilte die Kraftwerkleitung am Donnerstag mit. Als die Leistung nach Ende der Arbeiten einen Tag später wieder hochgefahren werden sollte, sei es allerdings zu einem Bedienungsfehler gekommen."
Quelle: Badische Zeitung http://www.badische-zeitung.de/elsass-x2x/bedienungsfehler-im-akw-fessenheim-block-1-heruntergefahren--43942155.html

Per Mail wurden wir heute auf eine möglicherweise erhöhte Strahlung in Zusammenhang mit diesem „Störfall“ hingewiesen:

„Im Internet habe ich dann auf der Seite des Bundesamtes für Strahlenschutz (BFS) auf einigen Messstationen recherchiert und Erhöhungen der Ortsdosisleistung (ODL) am 4.4.11 morgens ab 4 Uhr festgestellt. Ich habe die Stationen, beginnend vom Raum Fessenheim, in Richtung Osten und Norden abgerufen. Die lokalen Anstiege der üblichen Werte der einzelnen Stationen schwanken von 20 bis zu 45 Prozent, je nach Meereshöhe.
Je weiter östlich ODL-Messwerte als Diagramm aufgerufen werden, umso später ist der besagte Spitzenwert erkennbar. Je weiter nördlich untersucht wird, umso geringer fallen die Anstiege aus aus. Im Saarland z.B. ist eine Erhöhung nicht nachweisbar. Bitte überprüfen Sie selbst.“
Auszug aus der Mail an den BUND

Auch bei unserer eigenen, kurzen Überprüfung der Messwerte fällt uns ein flächendeckender „kleiner Peak“ am 4.4.2011 auf. Ob dieser „Peak“ im Zusammenhang mit dem Störfall steht oder andere Ursachen hat lässt sich von uns nicht beurteilen.

Wenn der Störfall in Fessenheim zu einer „Freisetzung“ von Radioaktivität geführt hat, dann wäre das nach unserer Ansicht ein Grund die Öffentlichkeit zu informieren.

Wir bitten das Regierungspräsidium den Vorgang (Windrichtung oder Regen an diesem Tag, Angaben der EDF zum Störfall, mögliche andere Ursachen...) zu überprüfen und zu bewerten, denn das Entweichen auch „kleiner“ Mengen an Radioaktivität führt nach Ansicht des BUND und vieler Experten zu einem erhöhten Krebsrisiko.

http://odlinfo.bfs.de/cvdata/083110001.html

http://odlinfo.bfs.de/cvdata/083360200.html

http://odlinfo.bfs.de/cvdata/083160100.html

http://odlinfo.bfs.de/cvdata/083150500.html


Mit freundlichen Grüßen

Axel Mayer / Geschäftsführer