Weltraumtourismus: Kritik, Umwelt, Klimawandel & Kosten


Weltraumtourismus: Kritik, Umwelt, Klimawandel & Kosten



Hier geht´s zur aktuellen Fortschreibung der Kritik am Weltraumtourismus.
















































"Das Jahr 2018 wird das Jahr des privaten Weltraumtourismus" berichteten viele Medien zum Jahresbeginn. Sogar der Begriff der Nachhaltigkeit wird für das elitäre, zutiefst umweltzerstörende, klimaschädliche Milliardärs-Hobby missbraucht.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 29. Dezember 2017:
"2018 wollen erstmals private Firmen Touristen ins All bringen - und künftig regelmäßig Raumschiff-Reisen anbieten. Drei prominente Milliardäre brennen darauf, endlich ihre kühnen Pläne zu verwirklichen. (...) Wer kein Profi-Astronaut ist, kann 2018 bei Virgin Galactic buchen. 250 000 Dollar kostet ein Ticket bei Richard Bransons Firma, Ende des Jahres will sie erste Touristen mitnehmen..."
Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX hat für das Jahr 2018 eine Mondumrundung mit zahlenden Weltraumtouristen angekündigt. Die Mission biete Menschen die Gelegenheit, "erstmals seit 45 Jahren tief in den Weltraum zurückzukehren" sowie "schneller und weiter in das Sonnensystem zu reisen, als jemals zuvor", erklärte SpaceX-Chef Elon Musk.

Experten schätzen den Ticketpreis
für den SpaceX-Flug auf 80 Millionen bis 100 Millionen Dollar. "Nur-Millionäre" können sich dies nicht leisten. Die Kosten entsprechen dem Preis, den die Nasa an die Russen zahlen muss, wenn ein US-Astronaut zur „ISS“ mitfliegt.

Weltraumtourismus zerstört die Umwelt und das Klima.
"Eine Studie von drei amerikanischen Wissenschaftlern kommt nun zu dem Ergebnis, dass die Flüge mit "SpaceShipTwo" eine erstaunlich große Wirkung auf das Klima der Erde haben dürften. Michael Mills vom National Center for Atmospheric Research in Boulder (Colorado) und seine Kollegen sind dabei von 1000 Raketenstarts pro Jahr ausgegangen. Die größte Klimawirkung geht dabei nicht vom CO2 aus, sondern von dem Ruß, der von den Triebwerken unweigerlich mit ausgestoßen wird.

[...] Ruß besteht hauptsächlich aus Kohlenstoff und entsteht als unerwünschtes Nebenprodukt in Verbrennungsmotoren.
"Die Reaktion des Klimasystems auf die relativ kleine Ruß-Menge ist überraschend", sagt Mills. [...]

Die Rußpartikel in der Stratosphäre absorbieren Sonnenstrahlen, die ansonsten tiefere Schichten und die Erdoberfläche erreichen würden. Dies verändert wiederum die komplexen Zirkulationsvorgänge in der Luftschicht und somit auch das Klima."


Anousheh Ansari war die erste Weltraumtouristin. Sie zahlte 2006 rund 16 Millionen Euro für ihren Raumflug. Weltraumtourismus ist das zukünftige (endlich mal ungestörte) Hobby für das reichste Prozent der Weltbevölkerung (70 Millionen Menschen), das über so viel Vermögen verfügt wie der ganze Rest (sieben Milliarden Menschen) zusammen. In einer Zeit in der 815 Millionen Menschen auf der Welt nicht genug zu essen haben, stellt sich nicht nur beim Thema Weltraumtourismus die Frage, ob an den richtigen Themen geforscht wird.

Nur weil eine Rakete teilweise wiederverwertbar ist, ist sie noch lange nicht umweltfreundlich und nachhaltig. In einer Zeit globaler Umweltzerstörung und wachsender weltweiter Gefährdungen haben Themen wie "Tourismus im All" auch etwas geschickt Ablenkendes. Je schneller die wirtschaftliche, finanzielle, ökologische und soziale Krise wächst, desto schneller dreht auch die große, perfekte Illusionsmaschine...
Und was gibt es besseres für Milliardäre, als wenn einfache Menschen bewundernd zu ihnen aufschauen und unrealistische Träume träumen.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer

Wir suchen dringend analytisch kluge, kritische Beiträge zum Themenbereich "Weltraumtourismus, Umwelt, Kritik & Kosten" um diese mit dieser Seite zu verlinken. bund.freiburgbund.net


Nachtrag:


Die Umweltbewegung muss sich in Sachen Klimaschutz fragen,
ob der bisherige, stark individuelle, appellierende Ansatz: "Du musst Energiesparen, stell dein Auto an der Ampel ab, du sollst weniger fliegen, dreh die Heizung runter..." tatsächlich zielführend ist. Alle diese Appelle sind hübsch, nutzen aber wenig. Denn gleichzeitig werden regional und weltweit neue Straßen, Großraumflugzeuge, Kohle- und Atomkraftwerke gebaut und China und Indien übernehmen mit rasender Geschwindigkeit unser wucherndes, zerstörerisches Verschwendungssystem. Dazu passt gut der gut organisierte Traum vom Weltraumtourismus. Im globalen Maßstab wachsen Ressourcenverschwendung, Ressourcenmangel und Umweltprobleme exponentiell. Wenn zum individuellen Ansatz nicht eine massive Veränderung der Politik und der Strukturen kommen, wenn Klimaschutz isoliert von den Problemen der Raubbauwirtschaft diskutiert wird, dann nützen die individuellen Ansätze wenig. Es muss darum gehen die Strukturen anzugehen, die Klimaschutz verhindern. (Weltraumtourismus, neue Straßen, viel zu billige Flugpreise...) Die Umweltbewegung muss wieder politischer werden und stärker global agieren, um echte Nachhaltigkeit zu erreichen. Weltraumtourismus und Klimawandel sind "nur" Symptome der globalen ökologischen Krise.



In einem Kommentar am 6. Juni 2018 setzt sich die Süddeutsche Zeitung kritisch mit der bemannten Raumfahrt auseinander

Hier ein kurzer Auszug:

"Astro-Alex" fasziniert viele, aber die Kosten bemannter Missionen sind irrwitzig hoch


(...) Bemannte Raumfahrt ist irrwitzig teuer. Mehr als einhundert Milliarden Euro hat die Internationale Raumstation bereits verschlungen, seit Ronald Reagan das Projekt in den 1980er-Jahren initiierte, damals noch mit militärischen Absichten.

Mit technologischem oder wissenschaftlichem (Erkenntnis-)Gewinn sind diese Ausgaben niemals zu rechtfertigen. Weniger als ein Zehntel der laufenden Kosten für die ISS fließen in die Forschungsexperimente an Bord. Und nüchtern betrachtet: Fast alles davon könnte genauso gut oder besser mit Satelliten, Automaten und Robotern erledigt werden.

So faszinierend es ist, Menschen ins All zu schicken, so wenig sinnvoll ist das unter rationalen Gesichtspunkten. Es klingt hämisch, stimmt aber, dass bemannte Raumfahrt vor allem dazu da ist, sich selbst zu erforschen. Also die Frage, wie Menschen im Weltraum überleben können. Der Zustand unseres Planeten, das Rätsel, wie einst Leben entstand, die Suche nach möglichen Rohstoffen im All und die Frage, ob es außerirdische Organismen gibt - all das hat nichts mit bemannter Raumfahrt zu tun. Astronauten fliegen ins All, weil es begeistert, weil es stolz macht, und weil mächtige Nationen anderen Nationen zeigen wollen, dass sie es können.




Selbst auf einer ramponierten Erde lebt es sich deutlich angenehmer als auf dem Mond


Auszug aus einem klugen Beitrag der Süddeutschen Zeitung
"Die Nasa wiederum will in einer Umlaufbahn des Mondes eine neue Raumstation einrichten. Die soll dann nicht nur die internationale Raumstation ISS als Außenposten im All ersetzen, sondern auch als eine Art Boxenstopp-Station für Mondlandungen oder bemannte Mars-Flüge dienen. Anfang der Woche haben die Nasa und ihr russisches Pendant Roskosmos angekündigt, gemeinsam weiter an dem Projekt namens Deep Space Gateway zu arbeiten. Langfristig ist das kaum weniger ambitioniert als das Mond-Dorf.

Als Begründung für solche extrem teuren, riskanten und wissenschaftlich überflüssigen Passagierfahrten ins All heißt es oft, dass die Erkundung des Unbekannten eben in der Natur des Menschen liege. Aber in der Natur des Menschen liegt vieles, was man sich in Jahrtausenden der Zivilisation erst mühsam abgewöhnt hat. Und was ist der tiefere Sinn im Ziel der Nasa, "die menschliche Präsenz im Sonnensystem auszudehnen"? Die Präsenz des Menschen hat noch den wenigsten Regionen gutgetan, und zum Leben taugt im Sonnensystem ja doch nur die Erde wirklich, selbst in ramponierter Form.

Dabei kann der Mensch im All großartige Dinge erreichen, solange er nur auf der Erde bleibt. Das haben zum Beispiel die Voyager-Sonden gezeigt, die seit 40 Jahren Daten senden. Oder die jüngst verglühte Sonde Cassini, die ganz neue Erkenntnisse über Saturn und seine Monde gebracht hat. Selbst wenn bemannte Fahrten zu solchen Zielen möglich wären, es hätte keinen Nutzen gebracht. Weil es im Weltraum für Menschen nun einmal wenig zu tun gibt, was Maschinen nicht besser könnten, und billiger sowieso."


Kritische Internet Beiträge zum Thema Weltraumtourismus sind eine Seltenheit und der Wikipedia-Beitrag zum Thema ist erschreckend einseitig.
Aus diesem Grund tragen wir hier einige wenige kritische Beiträge zusammen.



Weltraumtourismus und das Klima
Der Spiegel online Artikel "Ruß in der Atmosphäre-Weltraumtourismus wird Klima verändern" berichtet von den Auswirkungen des Weltraumtourismus auf das globale Klima. Geoforschern zufolge werde das Ruß der Raketentriebwerke das Klima weltweit beeinflussen:

Die Gefahren des Weltraumtourismus (Pro und Contra)
In dem Beitrag "Virgin Galactic und die Toten im Namen des Weltraumtourismus" auf scienceblogs.de werden die Gefahren des Weltraumtourismus ziemlich deutlich erläutert. Bei dem nicht-staatlichen Unternehmen Virgin Galactic, das mit dem SpaceShipOne berühmt wurde, kam es schon zu zwei Unfällen mit Todesfällen. 2007 starben drei Menschen bei einem Test des Oxidatortank des Raketentriebwerks. 2014 zerbrach der Prototyp des neuen SpaceShipTwo in der Luft. Dabei kam der Copilot ums Leben, der Pilot überlebte nur knapp. Zu dem zweiten Unfall schreibt scienceblogs.de:


"Das bringt uns nun zum Absturz von SpaceShipTwo. Wie schon der Vorgänger sollte das Raketenflugzeug in große Höhe aufsteigen, dort die große Tragfläche umklappen und so bei der Rückkehr in die Atmosphäre wie ein Federball automatisch in eine stabile aerodynamische Lage kommen. Andere Raketenflugzeuge wie die X-15 benutzten stattdessen kleine Raketentriebwerke um außerhalb der Atmosphäre ihre Lage kontrollieren zu können.

Die Konstruktion ist fraglos eine gute Idee. Allerdings bringt sie auch mögliche Gefahren mit sich. Im ersten Teil des Fluges, wenn das Flugzeug vom Raketentriebwerk beschleunigt wird, sollte man den Klappmechanismus zum Beispiel nicht benutzen. Genau das ist aber geschehen. Die Aerodynamik führte dabei dazu, dass sich der Rumpf des Flugzeugs quer zur Flugrichtung nach oben aufrichtete, während die Flügel wie eine Fahne im Wind in Flugrichtung verharrten.

Der Rumpf zerbrach dabei durch die aerodynamischen Kräfte. Der Pilot hatte dabei großes Glück. Der Rumpf zerbrach um ihn herum und er wurde vergleichsweise leicht verletzt in seinem Sitz aus den Trümmern heraus geschleudert. (Es war kein Schleudersitz!) Er konnte sich aus den Gurten befreien und sich mit seinem Fallschirm retten. Der Kopilot hatte weniger Glück. "


Zusammenfassend, ist dieser Satz am Ende des Artikels sehr passend:

"Ohne gravierende Änderungen in der Firmenkultur, kann man angehenden Weltraumtouristen wohl nur noch von dieser Firma abraten."


Es gibt leider viel zu wenig kritische Artikel über Weltraumtourismus.
Dabei können von solch einem Ausflug nur Menschen profitieren, die einen Preis von $200.000 pro Person zahlen können.
Allen anderen Menschen (wie den Unfalltoten), der Umwelt und dem Klima scheint der Weltraumtourimus nur zu schaden.



Kritische Artikel zum Thema:



Weltraumtourismus Kritik: Elitärer, umweltzerstörender Milliardärs - Weltraumtourismus


Unfälle & Katastrophen der bemannten Raumfahrt





Tourisme spatial – le loisir élitiste des milliardaires…


L’entreprise américaine SpaceX a annoncé un voyage autour de la lune pour 2018. A bord, des milliardaires qui joueront les touristes spatiaux – ce qui déplaît fortement à Axel Mayer des Verts.
L’entreprise américaine SpaceX a annoncé un voyage autour de la lune pour 2018. A bord, des milliardaires qui joueront les touristes spatiaux – ce qui déplaît fortement à Axel Meyer des Verts.
(Tribune libre d’Axel Mayer, traduite de l’Allemand) – L’entreprise spatiale américaine SpaceX a annoncé le tour de la lune en 2018 – pour les touristes spatiaux qui peuvent se le payer. Selon le chef de SpaceX, Elon Musk, ce voyage « offre la possibilité, pour la première fois depuis 45 ans, de retourner aussi loin dans l’espace et de voyager plus vite et plus loin à l’intérieur de notre système solaire ».

Les articles que l’on peut lire à ce sujet, représentent un étrange mélange entre une admiration illimitée de la technologie, le culte des héros ainsi qu’une croyance dans le progrès qui en réalité, représente surtout un retour vers des temps anciens et féodaux.

A une époque du changement climatique, de l’extinction de nombreuses espèces d’animaux et de plantes et la fin des ressources énergétiques, ce tourisme élitaire de milliardaires est carrément pervers, même s’il trouve parfaitement sa place dans notre époque folle !

Le tourisme spatial contribue à la destruction de l’environnement et du climat. Le tourisme spatial est le passe-temps pour le pour-cent le plus riche de la population mondiale (70 millions de personnes qui dispose d’autant d’argent que les 99% restants réunis). A un moment où 795 millions de personnes souffrent de malnutrition au niveau mondial, il se pose la question si la recherche dans le domaine du tourisme spatial constitue une activité raisonnable. Ceci dit, face à toutes les crises mondiales, le « tourisme spatial » constitue aussi un sujet qui divertit agréablement des grands problèmes de notre époque…

Axel Mayer est directeur du BUND (fédération pour la protection de l’environnement) et conseiller communal à Emmendingen.
eurojournalist.eu



Weltraumtourismus & Kritik: Elitärer, umweltzerstörender Milliardärs - Weltraumtourismus & SpaceX-Chef Elon Musk & Illusionsmaschine...



Übersicht: Wachstum, Wachstumskritik, Wachstumsreligion und Nachhaltigkeit













"Die Wahrheit", Warnungen & Hinweise:
  • 1) Diese regionalen BUND-Internetseiten sind "altmodisch-textorientiert" und manchmal lang. Wir bieten keine modischen Infohäppchen, sondern wenden uns an die kleiner werdende Minderheit, die noch in der Lage ist längere Texte zu lesen und zu erfassen.
  • 2) Wenn Sie hier "Die Wahrheit" suchen, werden Sie sie nicht finden. Es gibt sie nicht, "Die Wahrheit", sondern immer nur Annäherungen daran, Wahrheitsfragmente. Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als sich mit den "anderen Wahrheiten" auseinander zu setzen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen. Verlassen Sie auch einmal den engen "Echoraum" der eigenen Meinung im Internet. Misstrauen Sie Wahrheitsverkündern! Haben Sie Mut, Ihren eigenen Verstand zu gebrauchen. Es gibt in diesem Land tatsächlich auch noch einige kluge, zumeist differenzierende Medien.
  • 3) Im Zweifel ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.