Neonicotinoid: Teil-Verbot - 10 Jahre nach dem großen Bienensterben am Oberrhein


Neonicotinoid: Teil-Verbot - 10 Jahre nach dem großen Bienensterben am Oberrhein



Am 27.4.2018 hat die EU eine der zentralen Ursachen des Insektensterbens, die Neonicotinoide, leider nur zum Teil verboten. Fortan sind also zumindest Clothianidin, Thiamethoxam und Imidacloprid auf Äckern untersagt. Der Teil-Erfolg des BUND und der Umweltbewgung hat auch mit der 10 Jahre zurückliegenden Bienenvergiftung am Oberrhein zu tun.


Genau vor 10 Jahren traf die schlimmste Umweltkatastrophe nach dem Sandoz-Unfall den Oberrhein. Millionen von Bienen und tausende Bienenvölker starben durch ein Insektengift. Verantwortlich dafür war das Insektizid Clothianidin der Firma Bayer Cropscience. Als Saatgutbehandlungsmittel wurde das clothianidinhaltige Mittel "Poncho" zusammen mit einem Haftmittel auf die Saatkörner aufgetragen und hätte bei der Maisaussaat direkt in den Boden gelangen sollen. Der für Bienen hochgiftige Wirkstoff wurde jedoch auf benachbarte Äcker geweht und dort von Bienen aufgenommen, die kurze Zeit später in Massen starben.

Bei einer Kundgebung von Imkern und Umweltschützern am 28.8.08 in Freiburg sagte BUND-Geschäftsführer Axel Mayer:
„Das Bienensterben geht uns alle an. Doch Bienensterben ist das falsche Wort. Sterben müssen irgendwann alle Bienen. Es geht nicht ums Bienensterben, es geht um die Bienenvergiftung. Es geht auch um die Vergiftung der Wildinsekten und der Wildbienen.“ (Zitatende)

Die ganze erschreckende Dimension des Insektensterbens war uns damals noch nicht bekannt. Und doch begann auch am Oberrhein der Kampf gegen die Neonics.

Die Macht der Konzerne bekam der kleine BUND am südlichen Oberrhein im Jahr 2013 in einem massiven Konflikt mit dem Chemiegiganten Bayer zu spüren. In einem Artikel zur umweltfreundlichen Bekämpfung des Buchsbaumzünslers hatten wir auf unserer Homepage ein Neonicotinoid - ein Produkt mit dem der Bayer-Konzern viel Geld verdient - als bienengefährlich bezeichnet. Doch in Deutschland haben die Konzerne die Macht zu definieren, was als bienengefährlich bezeichnet werden darf. Unter Androhung einer Vertragsstrafe von 10.000 Euro(!) mussten wir innerhalb von drei Tagen den Begriff „bienengefährlich“ auf der Homepage ändern. Gleichzeitig wollten Anwälte einer großen Freiburger Rechtsanwaltskanzlei im Auftrag von Bayer noch unverschämt viele andere Änderungen im Sinne des Bayer-Konzerns, doch trotz großen Risikos haben wir uns dem massiven Druck noch viel mehr zu ändern nicht gebeugt. Alleine die Kosten im Vorfeld des Verfahrens beliefen sich für den kleinen BUND am Oberrhein auf 2440 Euro! Bei der Klagenandrohung ging es um Thiacloprid. Das ist in Deutschland und der EU bis auf weiteres erlaubt und wird heute leider nicht verhandelt. Der BUND-Bundesverband hat einer ähnlichen Drohung von BAYER, ebenfalls in Bezug auf Thiacloprid, widerstanden und vor Gericht gewonnen. Thiacloprid darf heute also mit gerichtlicher Genehmigung als Gift bezeichnet werden.

Auch der BUND-Regionalverband fordert ein Totalverbot aller Neonicotinoid-Insektizide für alle Anwendungen. Alle Neonicotinoide waren und sind nach BUND-Ansicht bienengiftig und eine wichtige Ursache des großen Insektensterbens.

Ein vollständiges Verbot wäre notwendig gewesen. Das heutige Teilverbot ist ein erster kleiner Schritt gegen das Insektensterben/Insektenvergiftung und das damit verbundene Vogelsterben/Vogelverhungerns, ein Schrittlein zur Entschleunigung des globalen Artensterbens.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer


Insektensterben: Ursachen, Quellen, Studien, Untersuchungen - Gift, Neonicotinoide, Dünger, Monokulturen, Ferneintrag & Globalisierung



Wir tragen hier die wichtigsten Quellen, Studien, Untersuchungen zu den Ursachen des Insektensterbens / Schmetterlingssterbens zusammen. Ein Grund für diese Arbeit einer kleinen BUND-Untergliederung sind die Lügen und Ablenkungskampagnen der gut organisierten Insektensterbenleugner. Mit Neonicotinoiden, Glyphosat und anderen Giften machen Konzerne wie Bayer, Monsanto und Syngenta satte Gewinne und die Debatte um das Insektensterben gefährdet diese Gewinne massiv.

Mehr Infos:
Insektensterbenleugner.



Insektensterben Ursachen (Kurzversion)
Die Ursachen des massiven Insektensterbens sind vielfältig. Es gibt Hauptgründe und Nebengründe für den massiven Rückgang der Arten und es gibt ein massives ökonomisches Interesse der Agrochemielobby und ihrer PR-Agenturen dieses Thema gezielt nur in den kleinen Nischen und Randbereichen zu diskutieren.

Die Hauptursache für das Sterben von Insekten wie Schmetterlingen und Bienen ist die industrielle Landwirtschaft mit ihren Giften (Neonicotinoide...), Herbiziden (Glyphosat...), Überdüngung und die „pflegeleichte“ ausgeräumte, monotone Agrar-Landschaft. Ein besonders bedrückendes Phänomen ist die Fernwirkung der Gifte und Düngemittel selbst in weit entfernte Naturschutzgebiete.

Zu den weiteren Ursachen des Rückgangs zählen Biotopverluste bei Pflanzen aufgrund erhöhten Stickstoffgehalts im Boden. Aus zweimal gemähten artenreichen Wiesen wurden stark gedüngte artenarme Produktionsflächen für Biogasanlagen und Hochleistungskühe. Die Giftorgien in Privatgärten, aktuell bei der Bekämpfung des Buchsbaumzünslers, dürfen bei der Ursachenanalyse nicht außer Acht gelassen werden. Als weitere mögliche Ursachen gelten Klimawandel, Flächenverbrauch und Bebauung, der zunehmend beschleunigte Verkehr, Lichtverschmutzung und die massenhafte Tötung von Insekten an Lichtquellen.

Ein weiterer Hauptgrund des Insektensterbens wird von Naturschützern gerne übersehen. Unsere Landwirtschaft konkurriert auf einem globalisierten Agrarmarkt im Rahmen des Freihandels mit Ländern wie Kanada. Eine immer noch erfreulich kleinräumige Landwirtschaft z.B. in Südbaden, verkauft auf dem gleichen Markt wie die giftdominierte großindustrielle Landwirtschaft in den USA. Wenn nur noch der Preis und die Ideologie des „freien Marktes“ zählt, dann haben Insekten, Vögel, Hecken aber auch die Mehrzahl der Landwirte selber keine Chancen. Die Naturschutzbewegung ist nicht der Feind der Landwirtschaft, sondern der potentiell Verbündete einer naturnäheren, giftärmeren, nachhaltigen und somit auch moderneren und zukunftsorientierten Landwirtschaft. Das Insektensterben kann nicht losgelöst vom generellen, globalen Artensterben gesehen werden. Doch Monotonie breitet sich nicht nur in der Natur aus. So gibt es (um nur ein Beispiel zu nennen) weltweit noch 6.500 Sprachen, doch die Hälfte ist vom Aussterben bedroht. Was wir erleben ist die logische Folge unbegrenzten Wirtschaftswachstums im begrenzten System Erde. Und in den schnell wuchernden Metastasen unseres Industriesystems, in Asien und Afrika, laufen die Zerstörungsprozesse noch schneller ab.

Notwendige Ursachenforschung zum Insektensterben und ihre Probleme.
Während das Insektensterben als solches nur noch von industrienahen Insektensterbenleugnern bestritten wird, gibt es bei der Ursachenforschung, insbesondere bei der Fernwirkung der Gifte noch einen großen Forschungsbedarf. Wir sehen dies, sind aber gebrannte Kinder. Bei Themen wie Klimawandel, Holzschutzmittelgifte, Contergan und Asbest waren die Ursachen teilweise jahrzehntelang bekannt und eine industriegelenkte Ursachenforschung, verbunden mit Verharmlosungs-Kampagnen hat Maßnahmen zur Schadensbegrenzung jahrelang verzögert und verhindert. Dies hat bei Holzschutzmittelgiften, Contergan und Asbest zu Krankheit und Tod vieler Menschen geführt. Der organisierte Kampf der Klimawandelleugner wird weltweit noch größere Opfer fordern.

Die Forderung nach einer industrieunabhängigen Erforschung der Ursachen des Insektensterbens und der Fernwirkung der Gifte, erscheint angesichts der Macht von Bayer, Monsanto und Syngenta und Co. beinahe unrealistisch, muss aber angegangen werden und darf nicht zu einer Verzögerung bei der Bekämpfung des Insektensterbens führen.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer




Schmetterlingssterben / Insektensterben - Ursachen und Hintergründe


Einen ausführlichen Text, der auf die vielfältigen Ursachen und Hintergründe des Schmetterlings- und Insektensterbens eingeht finden Sie hier.


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Studien, Quellen, Medienberichte und Links zu den Themen Insektensterben, Bienensterben, Schmetterlingssterben, Vogelsterben und Neonicotinoiden



Einschub:

EU-Behörde Efsa bestätigt Gefahr der Neonicotinoide







Studien:





Weitere Quellen, Links, Zeitungsberichte und Interviews mit Experten:









[artikel=IMPORT: Umzug]

Infos & Links zum Schmetterlingssterben / Insektensterben & zu Insektensterbenleugnern



Grüne Kreuze & Kritik: Gift, Agrarpaket, Glyphosat, Massentierhaltung & Bauernsterben




Dieses Klein-Banner für das Volksbegehren Artenschutz in Ba Wü, für Demo, Balkon & Infostand gibt´s für 10 € im BUND-Shop.







Aktueller Einschub


Wichtige neue Studie zum Insektensterben
Eine der aktuell wichtigsten Langzeitstudien zum Insektensterben in Deutschland, die niederländische, deutsche und britische Wissenschaftler kürzlich veröffentlicht haben, liefert alarmierende Zahlen. Untersucht wurden 63 verschiedene Orte im Bundesgebiet (in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz ); allesamt Naturschutzgebiete. In diesen verzeichneten Forscher einen Rückgang der Biomasse um durchschnittlich 76 Prozent seit 1989. Diese Zahlen sind alarmierend, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Untersuchungen in Naturschutzgebieten, also in eigentlich besonders geschützten Gebieten, vorgenommen wurden. Josef Settele vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Halle sagt zu der Studie: "Die Publikation liefert nun den Beleg dafür, dass wirklich ein größerflächiges Phänomen vorliegt".


Auszug aus dem European Grassland Butterfly Indicater von 2013, einer englischen Studie der Europäischen Umweltagentur, die die Populationen von Wiesenschmetterlingen seit 1991 dokumentiert.

Zusammenfassung: