2004 - Umweltpolitischer Jahresrückblick: Mensch, Natur und Umwelt (nicht nur) in Südbaden, Elsass und am Oberrhein


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Jahresbeginn 2004

Der schweizerisch-deutsche Luftstreit um den Anflug auf den Flughafen Zürich nimmt an Heftigkeit zu. Alte Nationalismen und traurige Feindbilder auf beiden Rheinseiten werden geschickt genutzt und überlagern den Regio- / Dreyeckland-Mythos. Nicht nur in diesem grenzüberschreitenden Konflikt und der Art, wie er ausgetragen wird, scheitert ein kleines regionales Stück Europa. Auch in den Konflikten um das Atommülllager Benken, die zollfreie Straße und das AKW Fessenheim werden Nationalismen gerne und geschickt genutzt um wirtschaftliche und politische Interessen durchzusetzen. Politiker, die deutsche AKW loben und gleichzeitig Fessenheim abstellen wollen sind zurecht unglaubwürdig.

16. Januar 2004

Auch die Landesregierung lehnt die geplante Skihalle in Sasbachwalden wegen negativer Umweltfolgen ab.

24. Januar 2004

Premiere in Fessenheim: Bei einem weltweit bisher einmaligen Störfall gelangen 300 Liter Harz in den Primärkreislauf des Atomkraftwerks. In den folgenden Tagen werden zwölf Mitarbeiter des AKW leicht verstrahlt. Für das AKW Fessenheim beginnt ein gefährliches Jahr mit Pleiten, Pech und Pannen. Eine Serie kleiner und mittlerer Erdbeben erinnert am Oberrhein an die Gefährdung des unsäglichen AKW-Standorts. Viele badische Städte und Gemeinden sprechen sich in Resolutionen für die Abschaltung des AKW und gegen den Neubau von Reaktoren aus.

24. April 2004

Über 2000 Menschen aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz demonstrieren in Breisach und Fessenheim gegen das marode EDF- / EnBW-Kernkraftwerk und gegen den geplanten europäischen Druckwasserreaktor von Siemens.

Sommer 2004

Nach dem Hitze- und Dürrejahr 2003 leidet insbesondere der Schwarzwald unter einem massiven Baumsterben. Weltweit machen sich die Auswirkungen des Klimawandels bemerkbar.

Sommer 2004

Der Streit um die zollfreie Straße bei Basel eskaliert. Mit einer Besetzung versuchen Menschen des Großraumes Basel den unnötigen Straßenbau durch das wertvolle Naturgebiet zu verhindern.

12. September 2004

Weit über 1000 Menschen demonstrieren in Benken (CH) gegen die Gefährdung der Umwelt und des Rheins durch ein geplantes Atommülllager. Kurz nach der Kundgebung erklärt die NAGRA, dass auch der leicht- und mittelaktive Atommüll ins Grenzgebiet am Rheinfall, in die viel zu dünne Schicht Opalinuston kommen könnte. Der Hochrhein würde dann endgültig zum Atomklo. Auch wenn der geologische Untergrund am Rheinfall denkbar ungeeignet ist, so sind zumindest die neuen Durchsetzungsstrategien der NAGRA perfekt. Es beginnt die Phase, in der sich die Atommüllplaner ihre Pläne öffentlich von scheinbar neutralen Pro-Atom-Organisationen loben lassen.

November 2004

Die Trea Breisgau, die regionale Müllverbrennungsanlage im Gewerbepark Bremgarten geht hochgelobt von den Medien in Betrieb, verschwendet aber unglaubliche Abwärmemengen. 50 Megawatt nutzbarer Abwärme werden in Zeiten weltweiter Klimaveränderungen in die Umwelt geblasen. Täglich wird eine Abwärmemenge entsprechend 119178 Liter Erdöl ungenutzt in die Umwelt abgegeben. 50 MW Abwärme entsprechen dem Wärmebedarf von 52.083 Niedrigenergie-Wohnhäusern. Erstaunlich ist das geringe öffentliche Interesse an diesem Skandal und an den unglaublichen Preisunterschieden zwischen den Müllverbrennungsanlagen in Baden-Württemberg. Der BUND wird sich auch in Zukunft gegen die Energieverschwendung in Bremgarten engagieren und den Druck auf die Entscheidungsträger verstärken.

Naturschutz

Mit einem schönen Faltblatt macht der BUND auf den Wert alter Obstbäume, nicht nur am Kaiserstuhl, aufmerksam. BUND und NABU sprechen sich gemeinsam gegen den Herbizideinsatz im Naturschutz aus und engagieren sich auch gemeinsam für die ökologischen Aspekte des Integrierten Rheinprogramm BUND-Aktive engagieren sich überall in der Region im klassischen Natur-, Amphibien- und Vogelschutz.

Im Jahr 2004

treibt Greenwash, der Versuch umweltschädliche Planungen und Projekte mit einem verlogenen Umweltimage zu versehen, seltene Blüten am Oberrhein. Das AKW Fessenheim wirbt mit dem scheinökologischen Umweltzertifikat ISO 14001 und EDF und EnBW lassen ihre Tarnorganisation, den "Umweltverein" "au fil du rhin" für sich arbeiten. Mit vorgeschobenen, nur scheinbar ökologischen Argumenten wird insbesondere in Breisach gegen die Umweltaspekte des Integrierten Rheinprogramms (IRP) gekämpft, und so eines der wichtigsten Hochwasser- und Naturschutz-projekte am Oberrhein gefährdet.

"Vorwärts in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts"

war nicht nur im Dreyeckland, in Sachen Umwelt, das Motto des Jahres 2004. In den USA wurde mit Georg Bush ein Lobbyist der Umweltverschmutzer, ein Mann, der Verbrecher mit Verbrechen bekämpft und dabei gegen die Menschenrechte verstößt, erneut zum Präsidenten gewählt. Und auch in Deutschland wurde mit Michael Schuhmacher ein Vertreter der Automobilanbetung zum Sportler des Jahres und des Jahrhunderts gewählt, ein "Motorsportler", der seine Steuern lieber in der Schweiz als in Deutschland zahlt. In Zeiten der Globalisierung könnte in Zukunft nach dem Sozialen wohl auch die Umwelt auf der Strecke bleiben. Den falschen Mythos der 60er Jahre, unbegrenztes Wachstum sei im begrenzten System Erde dauerhaft möglich, tragen Politik und Medien wie eine Monstranz vor sich her und beklagen die zu geringe Verschwendungssucht und den mangelhaften Konsum der Bevölkerung. Die Frage, was denn passiert, wenn eine Milliarde Chinesen unser zerstörerisches Wachstumsmodell übernehmen, wird öffentlich lieber nicht gestellt. Der ökologisch und ökonomisch unsinnige Druck, mehr zu kaufen und zu konsumieren nimmt zu. Die Auseinandersetzungen in Sachen Umwelt-, Natur-, und Menschenschutz werden in den kommenden Jahren an Härte zunehmen.

Axel Mayer / Geschäftsführer




2023: Umweltpolitischer Jahresrückblick für Südbaden, Elsass, Nordschweiz und den Rest der Welt.
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Hier geht's zu einer umfangreichen Darstellung der regionalen Umweltgeschichte am Oberrhein




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