AKW - Laufzeitverlängerung: Propaganda, Greenwash & “Killing Fields”


AKW Laufzeitverlängerung


Atomare Gefahren: Die wenig diskutierten “Killing Fields” der AKW- Laufzeitverlängerung


Die Atomindustrie und die Atomparteien FDP und CDU
wollen die alten Atomkraftwerke länger laufen lassen und damit gut verdienen. Über Randaspekte dieser Verlängerung der Laufzeit für Atomkraftwerke wird in der Öffentlichkeit sehr intensiv diskutiert.

Für die Energieversorger kam mit dem Wahlsieg von Schwarz-Gelb eine Traumkoalition an die Regierung. Sowohl Union als auch FDP haben in ihren Wahlprogrammen den Ausstieg vom Atomausstieg angekündigt. Und das bedeutet für die Versorger vor allem eins: ein unglaublicher Geldsegen. Denn die Kernreaktoren, mit denen sie Strom produzieren, sind bereits abgeschrieben – je länger sie noch laufen, desto höher der daraus resultierende Gewinn.

Auf mindestens 119 Milliarden (falls die Strompreise auf aktuellem Niveau verharren) wenn nicht sogar 233 Milliarden Euro (bei steigenden Strompreisen) schätzt die LBBW in einer Studie die zusätzlichen Einnahmen der Versorger

Die wichtigsten Aspekte dieser Debatte, die mit der AKW-Laufzeitverlängerung verbundene zunehmende Gefahr katastrophaler Unfälle, das Krebsrisiko und die mit langen Laufzeiten verbundenen satten Gewinne der Energiekonzerne, fallen in dieser Debatte und der Medienberichterstattung häufig unter den Tisch und dies hat seine Gründe.


Die Atomlobby hat Werbeagenturen beauftragt,
die Laufzeitverlängerung in den Medien, der öffentlichen Meinung und politisch durchzusetzen, aber auch um den Neubau von AKW, zuerst einmal in Frankreich und in der Schweiz, zu forcieren. Eine der größten PR-Firmen der Welt, Burson Marsteller, hat im Auftrag der Öl- und Kohleindustrie jahrelang Kampagnen zur Verharmlosung des Klimawandels organisiert. Jetzt arbeitet Burson Marsteller für die Atomindustrie. Im Zusammenhang mit der medialen Durchsetzung der Gentechnik hat Burson Marsteller eine wichtige Strategie entwickelt, die jetzt auch bei den PR-Kampagnen für die Gefahrzeitverlängerung und für neue AKW zur Anwendung kommt: “Wer eine Gefahrtechnologie politisch und medial erfolgreich durchsetzen will muss die"Killing Fields" meiden.” Die “Killing Fields” sind die Themenbereiche, bei denen die Gen- oder Atomlobby in der öffentlichen Meinung nur verlieren kann. Dies sind bei der Laufzeitverlängerung für AKW die zunehmenden Unfallgefahren, Kinderkrebs und AKW und die satten Profite durch die Risikoverlängerung. Über diese zentralen Themen soll öffentlich nicht diskutiert werden. Analysieren Sie einmal die Mehrzahl der Medienberichte unter diesem Aspekt oder schauen Sie sich die Wikipedia Seite zum Thema Laufzeitverlängerung an. Die Manipulationskampagnen der Atomindustrie sind erschreckend erfolgreich.

Alternde, laufzeitverlängerte AKW vergrößern die Unfallgefahr.
Durch den Dauerbeschuss mit Neutronen aus der Kernspaltung, extrem hohe Temperaturen und Temperaturunterschiede, mechanische Belastung und Korrosion altern die einzelnen Bauteile der Atomkraftwerke, das Risiko eines Unfalls durch Materialermüdung steigt. Zwar werden immer wieder alte Reaktoren mit neuer Technologie nachgerüstet, doch die Kombination aus alter Technik des letzten Jahrhunderts und neuer Technik birgt bisher unbekannte Probleme und Risiken. Während Wärmetauscher, Reaktordeckel, Rohrstücke und andere Teile unter teilweise immensen Kosten und Risiken für die AKW-Arbeitnehmer (und insbesondere für die Leiharbeiter) ausgetauscht werden können, kann das am stärksten von der Neutronenstrahlung belastete Reaktordruckgefäß nicht ausgetauscht werden. Haarrisse wachsen und der Stahl wird spröde und korridiert. Im März 2002 entdeckten Experten bei der Überprüfung des Atomreaktors „Davis Besse“ in den USA eher zufällig, dass der Stutzen des Reaktordeckels bereits zu drei Vierteln durchgerostet war – ohne dass es zuvor jemand gemerkt hatte. Grosse Risse im Reaktordruckgefäß oder ein Abriss der Hauptkühlmittelleitung führen zwangsläufig zum nicht beherrschbaren Super-GAU.

Alte Siedewasserreaktoren: Gefährliche technologische Dinosaurier
Auf Grund ihrer besonders veralteten Technologie (nur ein Kühlkreislauf / Einführung der Steuerstäbe nur von unten / Wasserstoffbildung...) stellen gerade die Siedewasserreaktoren ein besonderes Risiko dar. 6 der derzeit noch laufenden 17 Meiler in Deutschland und 2 der 5 Reaktoren der Schweiz sind Siedewasserreaktoren. Die beiden Skandalreaktoren Brunsbüttel und Krümmel sowie der Beinahe-GAU-Reaktor Forsmark in Schweden sind Siedewasserreaktoren. Und deswegen müssen alle Siedewasserreaktoren so schnell wie möglich vom Netz, auch wenn die abgeschriebenen AKW den Betreibern satte Profite bringen. Seit Mitte der 80er Jahre zeigte sich bei Siedewasserreaktoren des US-Herstellers General Electric (GE), dass sie entgegen den ursprünglichen Annahmen sehr anfällig für Spannungsrisskorrosion sind.

Laufzeitverlängerung und Siedewasserreaktor: profitabel und gefährlich

(Quelle: Wikipedia)

Laufzeitverlängerte AKW und Krebs
Aus einer Studie, die das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) im Dezember 2007 veröffentlichte, geht hervor, dass die Häufigkeit von Krebserkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren mit der Nähe zum Reaktorstandort deutlich zunimmt. Die Studie zeigt, dass auch im weiteren Radius um AKW die Kinderkrebshäufigkeit zunimmt. Der prozentuale Anteil sinkt zwar, dafür nimmt aber die Anzahl der kranken Kinder zu, denn dort wohnen und leben mehr Kinder als in direkter Nähe des AKW. Gerade die alten Siedewasserreaktoren mit nur einem Wasser- Dampfkreislauf sind berüchtigt für die Abgabe von Radioaktivität im so genannten "Normalbetrieb". (mehr...)


Atomkraftwerke, Laufzeitverlängerung und Geld
Bei der Debatte um Laufzeitverlängerung verwundert immer wieder die Vehemenz mit der die Atomlobby, Atomkonzerne und Atomparteien für ein höheres Atomrisiko streiten. Warum werden die Gefahren nicht gesehen? Die Antwort ist einfach. "Its the money stupid“ Es geht ums Geld, um sehr viel Geld. Die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken bringt uns allen viele Risiken, den Atomkonzernen und vermutlich auch den Lobbyisten aber viel Geld: Die Heinrich-Böll-Stiftung hat die satten Gewinne berechnet, welche die Triebfeder der Atomlobby sind: „Für die älteren – und in den nächsten Jahren zur Stilllegung anstehenden – Atomkraftwerke ergeben sich „Zusatz“erträge von durchschnittlich 200 bis 300 Mio. Euro jährlich, für die neueren Anlagen summieren sich die jährlichen Zusatzerträge auf 300 bis 400 Mio Euro.

CDU / CSU / FDP: AKW Laufzeitverlängerung


Alte und neue AKW sind gefährlich
Die Nutzung der Atomenergie in neuen und alten AKW ist eine Gefahr für Mensch und Umwelt. Der Ausstieg aus dieser gefährlichen Technologie muss schnell erfolgen. Der Versuch der Atomindustrie und der Atomlobby den “Atomausstieg”, diesen viel zu zögerlichen Kompromiss, zu Fall zu bringen ist mehr als ein Skandal. Die Umweltbewegung hatte den schlecht ausgehandelten
“Atomausstieg” in der Vergangenheit aus einer Vielzahl von Gründen kritisiert. Jetzt droht sogar das Scheitern dieses schlechten Kompromisses.
Neben den Gefahren für Leben und Gesundheit zeigt die bisher sehr einseitige Debatte auch die undemokratische Macht großer Konzerne und der PR-Industrie. Die “Killing Fields” der AKW-Laufzeitverlängerung, insbesondere die zunehmenden Gefahren laufzeitverlängerter AKW´s müssen in den Mittelpunkt der Debatte gerückt werden.

Der gut gemeinte, politisch und juristisch aber schlecht gemachte Atomausstieg
von Rot-GRÜN hat auch eine politische Dimension, die in der aktuellen Debatte gerne übersehen wird. Der Ausstieg sollte die Anti-Atom Bewegung, einen wichtigen Teil der Gesellschaft, befrieden. Der Ausstieg aus dem Ausstieg zeigt die Macht- und Regierungsverhältnisse in unserem Land überdeutlich.

Dieses Land wird (auch) von als Volksvertretern getarnten Industrievertretern regiert.


Die politisch nicht legitimierten Atomkonzerne e.on, RWE, Vattenfall, EnBW und Siemens regieren über die Lobbyisten der Atomparteien CDU, CSU und FDP , aber auch über Menschen wie Herr Wolfgang Clement von der SPD heftig mit. Der Ausstieg aus dem Ausstieg lässt in einem Teil der Bevölkerung den Glauben an demokratische Veränderungen schwinden. Dies kann, in letzter Konsequenz, auch zu einer Entfriedung führen, die politisch niemand wollen kann.

Axel Mayer, BUND Geschäftsführer

Laufzeitverlängerung für altersschwache AKW: Unterstützen Sie unsere Öffentlichkeitsarbeit



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