Alsace Nature und BUND
„Wir wünschen ein -angemessenes und gerechtes- Stocamine Urteil“
In wenigen Tagen wird das Urteil im Stocamine Prozess in Mulhouse erwartet. Bei diesem Urteil geht es um den mehrmonatigen Brand von „garantiert unbrennbarem“ Giftmüll in der unterirdischen Giftmülldeponie im Elsass vor fünf Jahren und insbesondere um die Gefährdung der ArbeiterInnen bei den Löscharbeiten.
Verantwortung trägt die Firma Stocamine und deren damaliger Leiter. Er soll Mitarbeiter der Firma und der benachbarten elsässischen Kaliminen ohne geeignete Schutzkleidung gegen die hochgiftigen Dämpfe zur Bekämpfung des Unglücks in die Deponie geschickt haben.
Der Brand in der „modernsten“ Deponie Frankreichs war am 10. September 2002 in 500 Metern Tiefe in einem Stollen des Lagers ausgebrochen, in dem sich 45.000 Tonnen Industrieabfälle befanden, darunter Zyanid, Asbest, Arsen, sowie chrom- und quecksilberhaltige Substanzen. Das Feuer konnte erst zweieinhalb Monate später gelöscht werden. Umweltverbände von beiden Rheinseiten hatten die „neue“ Deponie schon im Planfeststellungsverfahren massiv kritisiert, waren aber nicht gehört worden.
Die Umweltverbände wünschen jetzt ein gerechtes und angemessenes Urteil. „Eine Firma, die Menschen, Umwelt und Grundwasser in Gefahr bringt, sollte härter bestraft werden, als jemand der einige Altreifen in den Wald wirft.“ sagt BUND-Geschäftsführer Axel Mayer, , der gerade von einem französischen Gericht auch „Égalité“ in der Rechtssprechung einfordert.
Yan Flory von Alsace Nature erinnert in diesem Zusammenhang an ein Skandalurteil aus dem Jahr 2006. Unbemerkt war 2002 bei der Rhodia in Chalampé die unglaubliche Menge von 1200 Tonnen (!) Cyclohexan „ausgetreten“ und teilweise ins Grundwasser versickert. Ein Funke hätte bei dieser Firma, in der auch große Mengen Blausäure verarbeitet werden, zur Katastrophe für Mensch und Rhein führen können. Im Jahr 2006 gab es dazu ein zutiefst ungerechtes Urteil. Nur 7500 Euro Bußgeld für 1200 Tonnen Cyclohexan im Grundwasser musste die Firma Rhodia in Chalampé bezahlen.
Kleine Umweltsünder auf beiden Seiten des Rheins werden bei Umweltvergehen häufig hart bestraft. Die großen Umweltverschmutzer kamen bisher mit Geld und teuren Anwälten leider sehr häufig fast ungeschoren davon. BUND und Alsace Nature beklagen in diesem Zusammenhang eine Gerechtigkeitslücke, die beim anstehenden Stocamine-Urteil zumindest zum Teil geschlossen werden könnte.
Hoffnung macht uns in diesem Zusammenhang das aktuelle „Erika-Urteil“ des Strafgerichtshof in Paris. Endlich gab es auch einmal ein angemessenes Urteil
gegen den Ölkonzern Total, einen großen Umweltverschmutzer.
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