"Man lernt Verantwortung"
MENSCHEN IM BREISGAU: Leon Sander aus Kenzingen absolvierte nach dem Abitur ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim BUND.
Der Kenzinger Leon Sander, hier am heimatlichen Elzufer im Bürgerpark Altes Grün, absolvierte ein FÖJ beim BUND. Foto: Ute Schöler
KENZINGEN (usö). Was tun nach dem Abitur? Diese Frage stellt sich auch Leon Sander aus Kenzingen. Er entschied sich für ein Freiwilliges Ökologische Jahr (FÖJ). Bis Ende des Monats arbeitet er in der Regionalgeschäftsstelle des Bunds für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Freiburg.
"Ich hatte lange vor, direkt nach dem Abi zu studieren. Dann habe ich auf einer Bildungsveranstaltung vom FÖJ erfahren", erzählt der naturwissenschaftlich Interessierte. Bei Recherchen im Internet stieß er auf die BUND-Stelle in Freiburg und bewarb sich – "auch um mal Praxiserfahrung zu bekommen und mir über meine Zukunft klar zu werden", wie er sagt.
Dass sich der FÖJ-Alltag überwiegend zwischen Telefon und Computer abspielt, habe sich für Sander keineswegs als langweilig erwiesen. "Es geht darum, umweltpolitische Arbeit machen, also auch inhaltlich zu recherchieren und Texte zu bearbeiten. Wir haben eine intensiv betreute Website und gestalten viele, manchmal sehr auffällige Grafiken", sagt er.
In der Freiburger BUND-Geschäftsstelle habe er "Einblick in fast alles gewonnen, was mein Chef macht" – zum Beispiel, wie Pressearbeit funktioniert und Projekte entwickelt werden. Axel Mayer führt seit 1992 die Geschäftsstelle des BUND-Regionalverbands Südlicher Oberrhein. Demokratie und soziale Gerechtigkeit seien Themen, die Mayer ebenso beschäftigten wie "Umwelt- und Innenweltverschmutzung" der Menschen, und so sei das FÖJ für Leon Sander ein ungemein bildendes Jahr gewesen, wie er sagt. Probleme von Artenschutz bis Wirtschaftswachstum kann der 18-Jährige aufzählen und fundiert diskutieren. "Ich denke, dass einem das FÖJ zum einen berufliche Orientierung bringt. Und man lernt, Verantwortung zu übernehmen. Dazu kommt die politische Dimension – bei mir hat sie sich deutlich verstärkt im FÖJ", so Sanders Fazit.
Seit 25 Jahren gibt es das Freiwillige Ökologische Jahr, mit derzeit rund 1000 Bewerbern auf 250 Stellen. In Baden-Württemberg werden diese bislang von vier Trägern angeboten, darunter die Landeszentrale für Politische Bildung und das Diakonische Werk. Die Einsatzorte reichen von ökologischen Höfen und umweltorientierten Betrieben bis hin zu pädagogischen Einrichtungen, umweltpolitischen Organisationen und Behörden.
Ab Oktober studiert er Umweltnaturwissenschaften
Mit dazu gehören Seminartage, während derer sich die Teilnehmer bei Workshops kennenlernen und sich über ihre Erfahrungen austauschen können. Jede der neun baden-württembergischen Seminargruppen wählt zwei Sprecher, die wiederum bundesweit vernetzt sind. "Ziel dieser Arbeit ist, das FÖJ bekannter zu machen und weiterzuentwickeln", erklärt Sander, der sich als Sprecher engagierte. Wie jeder FÖJler hat er ein eigenes Projekt entwickelt: "Ich habe einen Blog gestartet mit Zitaten, Informationen und wissenschaftlichen Studien aus den Bereichen Wetter, Klima, Klimawandel und erneuerbare Energien, die ich für interessant und fachlich fundiert halte." Im Oktober will er ein Studium beginnen: Umweltnaturwissenschaften mit dem Nebenfach Meteorologie und Klimatologie.
Weitere Informationen zum FÖJ unter http://www.foej-bw.de und zum BUND unter http://www.bund-rvso.de (dort findet sich auch ein Link zu Leon Sanders Blog)
Quelle: Badische Zeitung, 30. August 2017